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Fortgeschrittene Yogapraktiken
Tantra-Lektionen

Lektion T28 - Fortgeschrittenes Siddhasana für Frauen und Männer

Von: Yogani
Datum: Sonntag 02.05.2004 - 13:09 Uhr

Neue Besucher: Es wird empfohlen, dieses Tantra Yoga Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Was ist Tantra Yoga?"

In den Hauptlektionen haben wir eine Praxis namens "Siddhasana" eingeführt, bei der wir mit der Ferse unter dem Damm sitzen, um eine sanfte, stetige präorgasmische sexuelle Stimulation während den sitzenden Übungen zu erreichen. Dadurch werden im Laufe der Zeit spirituell ekstatische Energien in unserem gesamten Nervensystem kultiviert, was eine Voraussetzung für die Vereinigung unserer göttlichen inneren Polaritäten ist, die zur letzten Stufe der Erleuchtung führt.

Auch die Aktivierung der sexuellen Energien weiter nach oben im Nervensystem hat ihre Voraussetzungen. Die wichtigste davon ist die Präsenz der inneren Stille (reines Glückseligkeitsbewusstsein), die durch Tiefenmeditation kultiviert wird. Deshalb beginnen die Lektionen in der Hauptgruppe mit Meditation und gehen dann über zur Spinalatmung und den anderen Methoden zur systematischen Kultivierung unserer inneren Lebenskraft (Sexualenergie), welche auch als "Erwecken der Kundalini" bezeichnet wird.

Yoga, bei dem die sexuelle Energie zu spirituellen Zwecken direkt kultiviert wird, gibt es schon lange und ist aus naheliegenden Gründen umstritten. Sex wird häufig für die Missbräuche und Untaten der Menschheit verantwortlich gemacht, weshalb er in spirituellen Praktiken oft unterdrückt wird, obwohl er in der Neurobiologie der menschlichen spirituellen Transformation eine entscheidende Rolle spielt. Das Ergebnis der Leugnung der Rolle von Sex in spirituellen Prozessen ist weniger Erleuchtung in der Welt.

Das Problem beim Sex ist nicht der Sex. Es ist unsere Tendenz, von den zutiefst intimen Energien des Sex und insbesondere vom Orgasmus besessen zu sein. Wenn wir meditieren und das reine Glückseligkeitsbewusstsein in uns aufsteigt, sind wir allmählich in der Lage, die sexuelle Energie objektiver zu betrachten, weniger davon besessen zu sein und sie bewusst in die höheren spirituellen Kanäle unseres Nervensystems zu leiten. Deshalb sind die tantrischen Sexualmethoden nützlich.

Siddhasana wurde in einer früheren Lektion als die beste tantrische Sexualpraktik beschrieben. Das liegt daran, dass sie ohne Anstrengung über längere Zeiträume während der sitzenden Übungen ausgeführt werden kann und garantiert so, dass die tantrische Kultivierung jeden Tag zur günstigsten Zeit stattfindet, nämlich während wir Pranayama, Meditation und andere fortgeschrittene Yogapraktiken ausführen. Das ist ideal, um die besten Ergebnisse im Yoga zu erzielen und eine Menge ständig fließender ekstatischer Energie in unserem Leben zu erzeugen. Unsere innere Stille, die wir in der Meditation kultivieren, wird ganz natürlich in unsere ständige Ekstase integriert und erweckt uns zu einem Zustand permanenter ekstatischer Glückseligkeit und ausströmender göttlicher Liebe. Die beiden, innere Stille und euphorische Ekstase, werden eins. Dies führt zur höchsten Stufe der Erleuchtung.

Angesichts des wunderbaren Nutzens von Siddhasana für die Kultivierung unserer ekstatischen Energie während der sitzenden Übungen stellt sich die Frage, ob wir noch mehr tun können, um diesen Prozess zu unterstützen?

Ja, das können wir. Es gibt viele Dinge. In dieser Lektion werden wir über die Erweiterung von Siddhasana sprechen.

Die Version von Siddhasana, die in den Hauptlektionen vermittelt und hier in der Tantra-Gruppe bisher besprochen wurde, ist die Grundpraxis - einfach mit der Ferse am Damm sitzen. Sie kann bei sitzenden Praktiken für mehr Wirkung optimiert werden. Aufgrund der anatomischen Unterschiede wird sie von Frauen und Männern auf leicht unterschiedliche Weise ausgeführt. In beiden Fällen geht es darum, Siddhasana so zu positionieren, dass eine maximale mühelose sexuelle Stimulation erreicht wird, während man ständig präorgasmisch bleibt. Bei der fortgeschrittenen Form von Siddhasana gehen wir nicht in den aktiven Modus der Selbstbefriedigung. Wir befinden uns also nicht nur im präorgasmischen, sondern auch im prämasturbatorischen Modus. Wir sitzen einfach auf eine sexuell anregendere Art und Weise, was für unsere sitzenden Yogapraktiken ein Segen ist.

Für Frauen bedeutet der Übergang in die fortgeschrittene Haltung von Siddhasana, dass sie die Ferse nach vorne kommen lassen, um sie bequem am Eingang der Yoni ruhen zu lassen. Das ist ein natürlicher Sitz und kann von den meisten unternehmungslustigen Yoginis leichtgängig ausgeführt werden. Es gibt noch einen zweiten Teil des fortgeschrittenen Siddhasana für Frauen. Dabei werden die Zehen des äußeren Fußes von unter dem Schienbein des inneren Beins nach oben geführt und zwischen Wade und Oberschenkel geklemmt, so dass die Ferse des äußeren Fußes an die Yoni gelangt und gegen die Klitoris drückt. Bei dieser Form von Siddhasana für Frauen drückt die innere Ferse bequem in die Öffnung der Yoni und die äußere Ferse drückt bequem gegen die Klitoris. Es ist ein sehr anregender Sitz für fortgeschrittene Yogapraktiken. Wie bei allen fortgeschrittenen Yogapraktiken ist er gewöhnungsbedürftig und wird nach und nach zu einer festen und normalen Art, Pranayama, Meditation und die anderen fortgeschrittenen Yogapraktiken auszuführen. Das Ergebnis ist eine viel ekstatischere Energie, die während und lange nach den sitzenden Praktiken durch das Nervensystem fließt. Mit der Zeit wird das ganze Leben von den ekstatischen Energien erhellt, die sich dauerhaft im Nervensystem niederlassen.

Der zweite Teil dieser Form von Siddhasana für Frauen, bei dem die Ferse des äußeren Beins mühelos auf der Klitoris ruht, ist vielleicht nicht für jeden so leicht umzusetzen. Wenn es zu schwierig ist, ist es in Ordnung, den äußeren Fuß unten zu lassen und die Zehen unter das Schienbein zu klemmen, während die innere Ferse, wie angewiesen, unten an der Öffnung der Yoni bleibt. In diesem Fall kann die Yoni während der sitzenden Übungen mit einer Hand umschlossen werden, wobei die entsprechenden Finger auf der Klitoris ruhen. Dies dient nicht der aktiven Masturbation. Es ist nur ein sanftes Auflegen der Hand und der Finger, um eine gleichmäßige, möglichst unbewegliche Stimulation zu erreichen. Wir wollen, dass die Aufmerksamkeit frei ist für Pranayama und Meditation. Wenn die Hand also zu sehr ablenkt, solltest du sie ein wenig zurücknehmen. Die Stimulation dient nicht der Selbstbefriedigung um ihrer selbst willen. Sie soll die Kultivierung der sexuellen Energie für die sitzenden Praktiken unterstützen. Mit der Zeit wird die sanfte präorgasmische Stimulation in der Praxis zur Normalität werden, egal ob die Hand und die Ferse oder beide Fersen benutzt werden.

Für Männer ist das fortgeschrittene Siddhasana ähnlich. Die innere Ferse wird nach vorne gebracht, um bequem an der weichen Stelle direkt hinter dem Schambein zu ruhen, wo die Harnröhre austritt. Anatomisch gesehen ist dies die gleiche Stelle wie die Öffnung der Yoni der Frau. Wenn die Ferse bequem in den weichen Bereich drückt, wird eine direkte Stimulation der inneren Energien erfahren. Hier kann die Ferse auch leichtgängig dazu verwendet werden, die Ejakulation zu blockieren, indem du dich nach vorne lehnst. Sobald die präorgasmische Stimulation in Siddhasana stabil wird, ist das Blockieren nicht mehr nötig. In einigen Yoga-Schulen wird Siddhasana als Mittel zur Verhinderung einer Erektion gelehrt. Dazu muss in Siddhasana viel Druck ausgeübt werden, wobei die Wurzel des Lingam gegen die Rückseite des Schambeins gepresst wird, manchmal über längere Zeit. Das wird in diesen Lektionen nicht empfohlen. Wir streben immer eine bequeme, angenehme Praxis an. Es ist nicht notwendig zu versuchen, äußere sexuelle Ausdrucksformen, die während der Praxis aufkommen, zu unterdrücken. In diesen Lektionen wird Siddhasana immer auf eine natürliche und gesunde Weise eingesetzt, um die ekstatischen Energien sanft nach oben zu locken.

Erektionen kommen und gehen während der sitzenden Praxis, mit oder ohne Siddhasana. Wenn sich das Nervensystem daran gewöhnt, die sexuelle Energie während der Yogapraktik nach oben zu kultivieren, werden äußere Erregung und Erektion immer weniger. Diese Beruhigung der genitalen Erregung und Erektion im Yoga geht nicht auf Kosten unserer sexuellen Beziehungen zu anderen Zeiten. Es ist nur eine andere Art der sexuellen Funktionsweise, die bei sitzenden Praktiken auftritt, bei denen die Energie nach oben und nicht nach unten geht und somit die genitale Energie nach innen und oben wendet. Wenn es dann Zeit für sexuelle Beziehungen ist, wenden sich die Genitalien ganz natürlich nach außen. Unsere Sexualität kann also in die eine oder in die andere Richtung gehen. In vollen tantrischen Sexualbeziehungen geht die Sexualfunktion natürlich gleichzeitig nach außen und nach innen, wobei der Schlüsselprozess die präorgasmische Kultivierung während der sexuellen Beziehungen ist. Das ist es, was Sex im Bereich des Yoga hält. Sobald der Sex in erster Linie dem Ziel des genitalen Orgasmus dient, ist er nicht mehr tantrisch. Es ist das bewusste Ziel der präorgasmischen Kultivierung (brahmacharya), das den Sex yogisch macht.

Es gibt auch einen zweiten Teil des fortgeschrittenen Siddhasana für Männer. Die Zehen des äußeren Fußes werden von unterhalb des Schienbeins des inneren Beins nach oben zwischen Wade und Oberschenkel gebracht (oder der Fuß kann von Männern, die Padmasana gewohnt sind, auch oben auf den Oberschenkel gelegt werden). Die Ferse des äußeren Fußes wird dann so über die Genitalien gelegt, dass die Genitalien bequem zwischen dem inneren und dem äußeren Fuß gehalten werden. Wie bei der äußeren Fußstellung für die Frau ist es für manche Männer nicht leicht, diese Übung mühelos und bequem auszuführen. In diesem Fall ist es in Ordnung, den äußeren Fuß unten zu lassen, die Zehen unter das Schienbein zu klemmen und mit der Hand die Genitalien zu umfassen. Diese Anweisung wurde bereits vor ein paar Lektionen gegeben und wird jetzt für diejenigen wiederholt, die Schwierigkeiten haben, den äußeren Fuß zu positionieren. Der Einsatz der Hand ist genauso effektiv (vielleicht sogar noch effektiver) wie der Einsatz des Fußes, also gibt es hier keinen Nachteil. Das Gleiche gilt für Frauen, die ihre Hand statt ihren Fuß benutzen. Die Idee ist eine gleichmäßige Stimulation vor dem Orgasmus mit minimaler Bewegung im Prä-Masturbationsmodus. Siddhasana ist ein Sitz, in dem wir sein wollen, ohne dass er unsere Aufmerksamkeit erfordert. Dadurch wird unsere Aufmerksamkeit frei für Pranayama und Meditation, während wir gleichzeitig mühelos vororgasmische Stimulation erfahren.

Wie bereits in den Lektionen erwähnt, können beide Füße verwendet werden, um unter den Damm zu gehen, und die Füße können auch während der Übungsroutine gewechselt werden, wenn dies hilft, den Komfort zu erhalten. Bleibe nicht in Siddhasana, wenn es so unangenehm ist, dass es von Pranayama und Meditation ablenkt. Wenn es zu sexuell stimulierend ist, solltest du dich ebenfalls zurücknehmen und der sexuellen Stimulation eine Pause gönnen. Wir können später immer noch zurückkommen und weitermachen. Es ist ein Prozess der Entwicklung von Vertrautheit. Mit der Vertrautheit wächst auch die Fähigkeit, dauerhafte Ekstase von Kopf bis Fuß zu kultivieren. Das geschieht über einen Zeitraum von Wochen, Monaten und Jahren.

Die Anwendung von fortgeschrittenem Siddhasana in den sitzenden Übungen wird unsere Beziehung zu unserer sexuellen Energie allmählich in eine viel gesündere verwandeln. Je weniger wir vom Orgasmus besessen sind, desto mehr finden wir uns in einer beglückenden Beziehung zu unseren göttlichen ekstatischen Energien wieder. Diese Veränderung führt nicht dazu, dass unsere Sehnsucht oder unsere Fähigkeit, normale sexuelle Beziehungen einzugehen, verloren geht. Vielmehr erweitert Siddhasana unsere Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu haben, die liebevoller, viel länger und spirituell regenerativer sind. Wenn wir uns für tantrischen Sex entscheiden, werden wir feststellen, dass unsere Fähigkeit, ihn erfolgreich zu praktizieren, erweitert wird, weil wir Siddhasana über so viele Monate und Jahre in sitzenden Praktiken angewendet haben. Unser Sexualleben wird auf natürliche Weise in die spirituelle Dimension erweitert und wir werden mit göttlicher Ekstase herumlaufen, die uns ständig innerlich liebkost.

Das ist die wesentliche Rolle von Sex im Yoga und auf unserem Weg, Erleuchtung im Alltag zu erfahren. Und es ist der Grund, warum wir fortgeschrittenes Siddhasana bei unseren sitzenden Übungen machen.

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