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Lektion 425 - Drängende Bhakti und Übertreibung

Von: Yogani
Datum: 12.08.2010

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

F: Ich habe das Gefühl, dass es bei meinem Weg nur noch um Selbstabstimmung geht. Nach zweieinhalb Jahren mit den Übungen erlebe ich auf meinem Weg große Höhen und Tiefen. Immer wieder bin ich von Bhakti erfüllt, was dazu führt, dass ich es mit den Übungen übertreibe. Dann überlaste ich und schränke die Übungen ein, bis zum nächsten Zyklus, und so weiter. Ich habe mich deswegen oft selbst verurteilt und gelitten. Es war schwierig, mit einer so starken Bhakti nach göttlicher Vereinigung wie meiner, in Kombination mit dem kraftvollen AYP-System und anderen Praktiken, die ich auf dem Weg verfolgt habe. Ich bin mir nicht sicher, wie es weitergehen soll. Ich sehne mich verzweifelt nach Gott, habe aber große Schwierigkeiten, diesen holprigen Weg zu gehen. Ich habe auch die Sehnsucht, anderen zu dienen, sehe aber nicht, wie das unter den gegenwärtigen Umständen möglich sein soll.

A: Je fortgeschrittener wir werden, desto wichtiger wird die Selbstabstimmung, und zwar aus den von dir beschriebenen Gründen. Mit dem Anstieg der inneren Stille und dem Erwachen der ekstatischen Leitfähigkeit (Kundalini) wird unsere Sehnsucht nach Vereinigung immer intensiver werden. Dieses Aufkommen von drängendem Bhakti ist sowohl Ursache als auch Wirkung in den Praktiken. Es liegt an uns, unser Verhalten in Bezug auf Praktiken, unsere Bhakti und das Leben im Allgemeinen zu regulieren, um das Gleichgewicht zu halten. Dabei sollten wir immer die möglichen verzögerten Auswirkungen im Hinterkopf behalten, die auftreten können, wenn wir in intensive Übungsphasen eintauchen. In solchen Situationen alle Vorsicht über Bord zu werfen, kann zu dem von dir beschriebenen Kreislauf aus energetischen und emotionalen Höhen und Tiefen führen.

Der Schlüssel liegt darin, einen Mittelweg zwischen den Höhen und Tiefen zu finden. Das ist für die meisten von uns nicht immer einfach, bis wir in unserer spirituellen Erfahrung weiter fortgeschritten sind. Zwei oder drei Jahre sind eine sehr kurze Zeit für die Praxis. Versuche, 5 bis 10 Jahre lang regelmäßig zu praktizieren, und zwar in Kombination mit einem normalen Leben (was auch immer das für dich bedeutet), dann können die Ergebnisse viel reibungsloser und zuverlässiger sein. Reduziere deine kurzfristigen Erwartungen und alles wird besser. Es gibt nichts zu tun, außer das, was gerade vor uns liegt.

Es geht nicht darum, den impulsiven Drang zu folgen, sich in immer mehr und mehr Praktiken zu stürzen. Dies ist eine Form von automatischem Yoga, das nicht unbedingt zu mehr Fortschritt führt. Wenn wir eine stabile Praxis zur Priorität auf unserem Weg machen, wird das, was wir als Nächstes tun müssen, sicher und automatisch geschehen. Letztendlich sind wir nicht die Handelnden. Die innere Stille ist es. Durch bleibende innere Stille wird unser Dharma (der evolutionärste Weg) klar. Das bedeutet nicht, dass wir nicht überlegen sollten, bevor wir handeln. Gesunder Menschenverstand und ein maßvoller Ansatz sind unsere besten Freunde auf dem Weg, besonders wenn wir fortgeschrittener werden.

Was den Dienst am Nächsten betrifft, müssen wir uns um uns selbst kümmern, bevor wir uns um andere kümmern können. Andererseits kann es manchmal auch andersherum funktionieren und erdend wirken. Manchmal können wir uns um uns selbst kümmern, indem wir uns um andere kümmern. Das kannst nur du in deiner individuellen Situation wissen.

Es wird empfohlen, sich bei der Entscheidung, wie es weitergehen soll, nicht von ängstlichen Urteilen leiten zu lassen. Wir sollten uns nicht in Angst selbstabstimmen. Benutze deinen gesunden Menschenverstand. Wenn die Energie zu stark fließt, dann wende die praktischen Maßnahmen an, die wir in den Lektionen zur Selbstabstimmung und Erdung besprochen haben.

Wenn du zu viel Sensibilität bei der Tiefenmeditation mit Mantra feststellst, ist es ratsam, eine Zeit lang Atemmeditation zu praktizieren, wie in Lektion 367 erörtert. Ebenso ist es keine gute Idee, Asanas, Pranayama, Mudras, Bandhas und andere Praktiken aggressiv voranzutreiben, bis Stabilität in deiner grundlegenden täglichen Übungsroutine hergestellt ist und diese mit den täglichen Aktivitäten in Einklang steht. Eine gute Erdung in unserem Leben in Form von gewöhnlichen täglichen Aktivitäten wie Arbeit, Schule oder Familie ist sehr wichtig.

Es gibt ein altes Sprichwort: "Ein Topf, den man beobachtet, wird nie überkochen." Bei spirituellen Unternehmungen kann das Gegenteil eintreten, nämlich dass "ein Topf, den man beobachtet, zu stark kocht". Das bedeutet, dass wir unsere Bhakti im Blick behalten und unseren Drang nach Bedarf lockern sollten. Es ist wichtig, das Gleichgewicht zu halten, insbesondere wenn wir auf dem Weg mit innerer Stille, ekstatischen Energien und der damit verbundenen Intensivierung der Bhakti voranschreiten. Die gute Nachricht ist, dass sich alles beruhigt, während die Reinigung und Öffnung zunehmen. Wenn sich Stille und ekstatische Energie vermischen, entstehen der ewige Frieden und die natürliche Dynamik des göttlichen Ausströmens. In der Zwischenzeit liegt es an uns, uns selbst abzustimmen und zu erden.

Viel Bhakti zu haben ist wunderbar. Es ist wichtig, um unsere Handlungen auf dem Weg zu befeuern. Aber wenn wir vorankommen, wird es ohne ein Gleichgewicht in unserem Leben nicht hilfreich sein. Es geht darum, uns selbst zu kennen und das zu tun, was für einen stabilen Fortschritt notwendig ist. Niemand anderes kann das für uns tun.

Diese raue Stelle wird vorüberziehen ... das ist garantiert. Wenn die guten Schwingungen zurückkommen, gehe mit Vorsicht hindurch. Nicht zu viel nach oben und nicht zu viel nach unten. Kultiviere und bleibe in der Stille in der Mitte. Das ist es, was wir sind ... dort ist der Frieden, selbst wenn die Welt um uns herum auseinanderzufliegen scheint.

Es wird Höhen und Tiefen im Leben geben, egal wie erleuchtet wir werden. Das ist auch garantiert. Solange wir glauben, wir könnten die Höhen und Tiefen beseitigen, indem wir unser Leben auf die eine oder andere Weise manövrieren, werden wir leiden. Mit Praxis werden wir an den Punkt gelangen, an dem wir die unvermeidlichen Höhen und Tiefen in bleibender innerer Stille durchleben können. Dann schwindet das Urteil über uns selbst und andere. Das Urteil (die Identifikation) ist die größte Ursache des Leidens, die einzige Ursache wirklich. Deshalb ist Meditation die wichtigste Praxis. Sie bringt uns nach Hause zur Stille, die das Urteil beendet.

Das Urteil wird allmählich durch den göttlichen Fluss ersetzt, der das tut, was gerade vor uns liegt, und der in den Höhen und Tiefen des Lebens als Stille in Handlung lebt. Es ist keine Sache des Geistes. Es geht darum, unser essentielles "Sein" – reines Glückseligkeitsbewusstsein – täglich zu kultivieren. Alles andere dreht sich darum, lebt darin und ist Das.

Es geht darum, eine ausgewogene tägliche Praxis langfristig aufrechtzuerhalten. Dadurch werden wir zu dem, was wir sind.

Der Guru ist in dir.

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