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Lektion 39 - Pranayama - Den Nährboden des Nervensystems kultivieren

Von: Yogani
Datum: Mittwoch 10.12.2003 - 12:21 Uhr

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

Es ist allgemein bekannt, dass es gut ist, einem Freund oder einer Freundin, der/die sich aufregt, zu sagen, dass er/sie atmen soll - langsam und tief ein- und ausatmen, für eine Weile. Das hat immer eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem, den Verstand und die Gefühle.

Warum? Weil es die Nerven lockert. Verspannungen ziehen unsere Nerven zusammen, was den Fluss des Bewusstseins durch uns einschränkt. Langsames und tiefes Atmen lockert unsere Nerven und erleichtert den Fluss des Bewusstseins durch uns, was die gewünschte entspannende Wirkung hat.

Zu sagen, dass das Bewusstsein durch uns fließt, ist ein bisschen zu vereinfacht. Obwohl in Wahrheit alles der Fluss des Bewusstseins ist, ist es anschaulicher zu sagen, dass die "Lebenskraft" durch uns fließt. Was ist die Lebenskraft? Sie ist die erste Manifestation des Bewusstseins in der Materie. Sie wird "Prana" genannt, was so viel wie "erste Einheit" bedeutet. In der Stringtheorie der modernen Physik könnten die winzigen, subatomaren Energiestränge, die als Bausteine für alles im Universum gelten, durchaus mit Prana vergleichbar sein. Auf jeden Fall wissen wir, dass die Beeinflussung von Prana (der Lebenskraft) im menschlichen Körper erhebliche Auswirkungen auf unser Nervensystem und unsere Erfahrung hat.

Meditation ist eine Möglichkeit, Prana zu beeinflussen, wobei der Geist die Führung übernimmt. Der menschliche Geist entsteht aus einem Energiefluss durch die Nerven des Gehirns. In der Meditation lassen wir diese Energie (Prana) systematisch zur Ruhe kommen, was uns zur eigentlichen Ursache dieser Energie führt. Wir erleben sie als reines, stilles Glückseligkeitsbewusstsein. In der Meditation wird die Aufmerksamkeit mit Leichtigkeit über den Verstand und Prana hinausgeführt. Das ist eine außergewöhnliche natürliche Fähigkeit, die wir haben.

Neben der Meditation gibt es noch andere Möglichkeiten, Prana zu beeinflussen, um die Reinigung des Nervensystems zu erleichtern und unsere innere und äußere Natur zu vereinen. Wie bereits erwähnt, kann die Steuerung des Atems einen spürbaren Einfluss auf unsere Erfahrung haben. Indem wir den Atem auf bestimmte Weise zurückhalten, können wir bestimmte vorhersehbare Effekte erzielen. Das ist die Wissenschaft des "Pranayama", was so viel bedeutet wie "Zurückhaltung des Pranas". In Bezug auf das, was wir äußerlich tun, nennt man es Atemkontrolle. Aber Pranayama umfasst mehr als die physische Kontrolle des Atems. Es werden auch andere Maßnahmen ergriffen, die die Wirkung des Atems vertiefen und erweitern. Der Geist und der Körper werden mit einbezogen, auch auf eine Weise, die über die Kontrolle des Atems hinausgeht. Zusammengenommen lockern und kultivieren diese Maßnahmen das Nervensystem auf eine Art und Weise, die die Wirkung unserer zentralen Meditationspraxis erheblich verstärkt.

Stell dir das Nervensystem als den Ackerboden und das reine Glückseligkeitsbewusstsein als die Saat vor. Wir haben den stillen Samen durch regelmäßige tägliche Meditation geweckt. Jetzt werden wir den Boden unseres Nervensystems kultivieren, damit die Saat des reinen Glückseligkeitsbewusstseins in uns wächst um dynamisch und stark zu werden.

Wie beeinflusst der Atem den Fluss an Prana im Körper? Im Körper gibt es eine elektromagnetische Beziehung zwischen dem Atem, dem Geist, dem Pranafluss und jedem Aspekt unserer biologischen Funktionen. All diese Aspekte sind miteinander verbunden. Deshalb wird beim Meditieren der Atem automatisch gedämpft und der gesamte Stoffwechsel verlangsamt. Wenn wir beim Pranayama den Atem bewusst verlangsamen und ihn gedanklich in eine bestimmte Bahn lenken, beeinflussen wir den Pranafluss in dieser Bahn. Es ist eine Art Induktion. Es ist, als würde man mit einem Magneten einen elektrischen Strom in einem Draht induzieren. Indem wir also den Atem in Koordination mit dem Geist einsetzen, können wir einen bestimmten Kanal in unserem Nervensystem gezielt reinigen, der eine führende Rolle beim Aufkommen der Erleuchtung spielt. Dieser Kanal ist der winzige fadenartige Nerv, der in der Wirbelsäule nach oben und durch das Gehirn verläuft. Er wird "Sushumna" genannt. Die Reinigung und Öffnung dieses Nervs steht im Mittelpunkt von Pranayama und weiteren fortgeschrittenen Yogaübungen.

Wir beginnen mit einer Atemtechnik, die wir direkt vor jeder Meditationssitzung anwenden. Wenn wir uns damit vertraut gemacht haben, werden wir Schritt für Schritt neue Elemente hinzufügen, die die Kraft unserer Praxis erheblich steigern werden.

Der Guru ist in dir.

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