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Fortgeschrittene Yogapraktiken Haupt-Lektionen
Lektion 380 - Die Anhaftung ertappen Von: Yogani Datum:
03.02.2010
Neue Besucher: Es wird empfohlen, das
Archiv von Anfang an zu lesen, denn die vorherigen Lektionen sind
Voraussetzung für diese Lektion. Die erste Lektion lautet: "Warum
diese Erörterung?" F: Seit ich vor ein paar Jahren mit dem Meditieren angefangen habe, und
zusätzlich mit Samyama und mir verschiedene Systemen der Selbstergründung
angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass ich mich immer öfter dabei
ertappe, wie ich loslasse, wenn ich mich an meine inneren Dramen, Gedanken,
Emotionen, was auch immer, hänge. Ich kann nicht behaupten, dass ich dabei
besonders systematisch vorgehe, abgesehen von meinen täglichen sitzenden
Meditationen und Samyama. Ich kann auch nicht sagen, dass ich besonders gut
darin bin. Das Loslassen geschieht einfach immer öfter von selbst, egal wo
ich bin oder was ich tue. Sollte ich mich mehr damit beschäftigen und
tagsüber einen systematischeren und konzentrierteren Ansatz zur
Selbstergründung wählen? Ich führe ein geschäftiges Leben, daher könnte es
schwierig werden. A: Es klingt, als hättest du da sehr gute
Entwicklungen am Laufen. Am besten ist es, wenn du so weitermachst. Viel
mehr ist nicht nötig. Der Großteil der sogenannten
Selbstergründung ist nur mehr mentale Aktivität, ein Versuch, mit dem Geist
das zu erreichen, was nicht möglich ist: den Zustand zu erfassen, den wir
Erleuchtung nennen. Selbstergründung selbst ist meistens eine Art von
Anhaftung, und wie bei allem anderen können wir uns dabei ertappen, wie wir
daran festhalten, und dann loslassen. In diesem Sinne liegt die Essenz aller
Selbstergründung in dessen Loslassen. Was ist also dieses
"Ertappen der Anhaftung", die du erlebst? Ist es eine mentale Aktivität?
Oder ist es etwas anderes? In den vorherigen Lektionen haben wir
darauf hingewiesen, dass beständige innere Stille, die in der
Tiefenmeditation kultiviert wird, die wichtigste Voraussetzung für eine
effektive (beziehungsvolle) Selbstergründung ist und dass der gesamte
Prozess durch die tägliche strukturierte Praxis von Samyama beschleunigt
wird. Innere Stille ist unsere Präsenz in der Stille oder Leere, wie die
Buddhisten sagen. Samyama ist die Kultivierung unserer natürlichen
Fähigkeit, Absichten in der Stille loszulassen, was zu einer Ausdehnung der
Stille von innen heraus führt. Dies ist die Essenz der Selbstergründung -
das Loslassen einer Absicht in der Stille, was zur Auflösung aller
selbstidentifizierten (egozentrischen) Wahrnehmung führt, dem Zustand der
Erleuchtung. Ergründung und Absicht sind nicht primär mental,
obwohl wir ihnen einige Worte oder Gedanken hinzufügen, um einen Blickwinkel
festzulegen. Aber die Ergründung oder Absicht geht über diese Gedanken
hinaus. Es ist eine Emotion. Ein Gefühl. Es ist eine tief verwurzelte
Sehnsucht. Wenn die Sehnsucht nach innerem Erwachen stark ist, sei es durch
eine bestimmte Struktur oder ein gewähltes Ideal, dann nennen wir es
"Bhakti". Die Essenz der Selbstergründung ist also überhaupt nicht mental.
Sie ist emotional. Sie ist hingebungsvoll. Hingabe an was?
Hingabe an unser Ideal der Erleuchtung, an unser tiefstes Verständnis von
Wissen, was auch immer das sein mag. Es gibt viele Formen der
Selbstergründung, so viele wie es Ideen über die Wahrheit der Existenz gibt
und Haltungen, um sie zu offenbaren. Letztendlich geht es nicht um die
Ideen. Es geht um die Tiefe unserer Absicht und unsere Fähigkeit, diese
Absicht in der Stille loszulassen. Es wurde auch "Hingabe" genannt. Daher
die Voraussetzung der Stille und die Entwicklung unserer Fähigkeit, in sie
loszulassen, indem wir das Prinzip des Samyama nutzen. Nur darum geht es. Es
geht nicht darum, etwas anderes herauszufinden. Realistisch
betrachtet hast du also mit täglicher Tiefenmeditation und Samyama-Praxis
bereits alles, was du brauchst. Der Rest wird automatisch geschehen, so wie
du es bemerkt hast. Aber das wird nur ein schwacher Trost für den
Geist sein, der das Gefühl hat, etwas tun zu müssen. Was also tun wir? Wir
geben dem Verstand eine Philosophie. Eine Logik, mit der er spielen kann,
hoffentlich nicht auf Kosten der echten Ergründung, die darunter als
Ergebnis unserer natürlichen Bhakti und täglichen Praktiken vor sich geht.
Wenn unsere Logik uns dazu bringt, eines von beiden aufzugeben, werden wir
in Schwierigkeiten geraten. Dann übernimmt der Zauberlehrling (der Geist)
die Kontrolle. Mach dir also nicht zu viele Sorgen um
strukturierte Selbstergründung. Das Wissen wird aus der Stille kommen, und
unsere Aufgabe ist es, dieses Wissen zuzulassen, nicht irgendeine bestimmte
mentale Formel anzuwenden. Und wie machen wir das? Einfach indem wir
bemerken, was geschieht, und in der Stille loslassen. Wenn wir
vom Standpunkt der aufsteigenden Perspektive in bleibender innerer Stille
(dem Zeugen) bemerken, dass wir uns mit den Objekten der Wahrnehmung in und
um uns herum identifizieren, dann ist dieses Bemerken "das Ertappen der
Anhaftung". Sobald wir etwas bemerken, gibt es ein Loslassen, und das war's.
Wir können das Bemerken nicht machen. Wir können nur bemerken, wenn wir in
der Stille etabliert sind. Ebenso könnten wir die Aussicht von der Spitze
eines Berges nicht bemerken, wenn wir nicht auf der Spitze des Berges
stünden. Jemand könnte uns ein Bild zeigen, aber wir wissen, dass das nicht
dasselbe ist. Es ist ein bloßes Abbild, wie es die Philosophien und alle
Ideen über die Wahrheit sind. Die Wahrheit zu erfassen, ist eine
innewohnende Eigenschaft der inneren Stille. Es geht darum, zu ihr zu
werden. Dazu ist der Geist gezwungen, aus dem Weg zu gehen. Wissen entsteht,
wenn Stille aufkommt und der Geist (einschließlich unseres Selbstempfindens)
dem hingegeben wird – unserem wahren Selbst. Das soll nicht
heißen, dass die Systeme der Selbstergründung nicht nützlich sind.
Sicherlich kann jede mentale Aktivität hilfreich sein, die uns dabei hilft,
der aufkommenden inneren Stille nicht im Weg zu stehen. Viel besser, als
sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was wir tun sollten. Jeder Mensch wird
sich zu einer Form der Selbstergründung hingezogen fühlen, die seiner Natur
entspricht und die zu dem Zeitpunkt auf seinem Weg liegt. Lektion 350 bietet
dazu einige Empfehlungen. Das Beste, was wir von einem System der
Selbstergründung erhoffen können, ist, dass wir die Gewohnheit entwickeln,
aus dem Weg zu gehen. Selbstergründung hilft uns zu erkennen, was in unserer
Wahrnehmung wahr ist und was nicht. Gibt es etwas in unseren Erfahrungen,
das keine Interpretation unseres Geistes ist? Nichts. Nicht einmal unser
Gefühl eines begrenzten "Ich". Wenn also die innere Stille aufsteigt und wir
uns bewusst werden, dass wir selbst reines Gewahrsein sind, kann uns die
Selbstergründung dabei helfen, mentale Gewohnheiten zu entwickeln, die mit
unserem ursprünglichen Zustand vereinbar sind. Mentale Gewohnheiten ohne den
ursprünglichen Zustand der beständigen inneren Stille werden wenig bewirken.
Wir möchten das Pferd vor den Karren spannen. Das ist hier der Ansatz. Daher wird empfohlen, weiterhin zu meditieren, Samyama und andere
Praktiken anzuwenden, die den Fluss reinen Glückseligkeitsbewusstseins in
unserem täglichen Leben ermöglichen, und einfach zu bemerken, während du
deinen täglichen Angelegenheiten nachgehst. Es ist nicht nötig, das Bemerken
zu erzwingen. Das Anhaften zu ertappen, ist etwas, das ganz natürlich
geschieht, während wir unseren Weg fortsetzen. Es wird unser Leben auf
vielerlei Weise bereichern. Wir müssen keine große Sache daraus machen. Je
größer wir es machen, desto weniger wird es sein. Das ist, was der Geist
tut, besonders im Hinblick auf den Prozess der Erleuchtung. Er neigt dazu,
Luftschlösser zu bauen. Besser ist es, einfach täglich zu meditieren und ein
normales Leben zu führen. Es wird helfen, sich weiterhin der
Ideen zur Selbstergründung und Nicht-Dualität bewusst zu werden, ohne sich
darum bemühen zu müssen. Dieses allmählich zunehmende Verständnis, das im
Einklang mit der Ausdehnung unserer beständigen inneren Stille entsteht,
wird uns helfen, uns für eine fortwährende direkte Erfahrung unserer wahren
Natur zu öffnen. Wenn wir unsere täglichen Yogapraktiken ausüben,
offenbart uns das gewöhnliche Leben mehr als alles andere die Wahrheit
darüber, wer wir sind. Durch unsere normalen Interaktionen in der Welt
lernen wir die Konsequenzen der zunehmenden inneren Stille kennen und ihre
wachsende Rolle in unserem Leben und auf der ganzen Welt. Wir werden
erkennen, dass die Wahrheit Stille in Handlung ist. Darin sind wir frei. Der Guru ist in dir.
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