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Fortgeschrittene Yogapraktiken
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Lektion 388 – Unsere Rolle als Lehrer

Von: Yogani
Datum: 27.02.2010

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

Wir befinden uns an einem kritischen Punkt in der Geschichte der spirituellen Entwicklung der Menschheit. Wir bewegen uns von einer sehr langen Zeit des Aberglaubens und des Wissens aus zweiter Hand hin zu einer Zeit der direkten Erkenntnis, die auf eigenen Erfahrungen mit Praktiken beruht. Noch wichtiger ist, dass wir die Verantwortung für unsere eigene spirituelle Entfaltung übernehmen, indem wir einen wissenschaftlichen Ansatz für Praktiken wählen, bei dem Ursachen und Wirkungen beobachtet und optimiert werden können, um die besten Ergebnisse für jeden Einzelnen von uns und für uns alle gemeinsam zu erzielen. Dies ist eine große Veränderung gegenüber der Vorgehensweise in der Vergangenheit und wird für die Zukunft zu einer enormen Steigerung der Verfügbarkeit und Wirksamkeit von Praktiken führen.

Es gab Stimmen, die sagten, dass Menschen nicht in der Lage seien, ihre eigene spirituelle Entfaltung zu bewältigen, und dass diese Verantwortung delegiert werden müsse, an jene die wissen, ohne Raum für Entscheidungen oder Anpassungen durch den Praktizierenden. Die Ergebnisse dieses Ansatzes waren ineffizient, und die Geschichte spricht in dieser Hinsicht für sich selbst. Es ist Zeit für Veränderungen.

Verantwortung

Der Weg der Reinigung und Öffnung erfordert eine vernünftige Regulierung der Praktiken. Das kann nur der Praktizierende selbst tun. Es geht also um Verantwortung. Das Maß an Verantwortung, das diejenigen gezeigt haben, die sich dem Open-Source-System der Praktiken bei AYP angeschlossen haben, war beeindruckend.

Es gab immer wieder Vorhersagen, dass offenes Wissen über spirituelle Praktiken zu katastrophalen Ergebnissen führen würde. Das ist nicht wahr, zumindest nicht hier und jetzt. Selbstabstimmung ist ein Konzept und eine Praxis, die leicht zu verstehen und anzuwenden ist. Mit der Analogie "Zu lernen, ein schnelles Auto zu fahren", wobei die Selbstregulierung unserer Geschwindigkeit unter verschiedenen Fahrbedingungen notwendig ist, damit wir auf unserer Reise sicher vorankommen, können wir uns alle identifizieren. Genauso verhält es sich mit der Anwendung kraftvoller spiritueller Praktiken.

Die Tendenz, in der Praxis zu verzweifeln und zu übertreiben, wird eher durch den Mangel an wirksamen Praktiken als durch deren offene Verfügbarkeit angetrieben. Wir neigen dazu, verzweifelt nach dem zu suchen, was uns vorenthalten wird, und wir überkompensieren oft mit den Praktiken, die wir haben. Wenn etwas frei verfügbar ist, müssen wir die Fähigkeit entwickeln, verantwortungsvoll damit umzugehen, und das werden wir auch. So einfach ist das.

Es gibt also viel, wofür wir dankbar sein können, während wir unsere Praktiken weiterhin verantwortungsbewusst und Schritt für Schritt vorantreiben. Der Weg zur menschlichen spirituellen Transformation liegt vor uns, und viele haben festgestellt, dass die Entwicklung der Fähigkeit einer guten Selbstabstimmung im Mittelpunkt eines erfolgreichen Ansatzes steht. Das bedeutet, dass wir auf dem besten Weg sind, in unseren spirituellen Bestrebungen autark zu werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit Praktiken in Selbstabstimmung ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des Fortschritts im Prozess der Erleuchtung. Es bedeutet, dass wir es selbst tun können. Wenn wir das einmal wissen, gibt es kein Halten mehr, und das Wissen um die menschliche spirituelle Transformation kann ohne Weiteres weit und breit verbreitet werden.

Unterrichten

Jeder kann Yoga auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrungen unterrichten. Jeder, der sich in Tiefenmeditation, Spinalatmung usw. auf einem beliebigen Niveau gefestigt hat, kann diese Erfahrung an andere weitergeben. Die AYP-Schriften sind so detailliert, dass jeder seine direkte Erfahrung nutzen und sie weitergeben kann, wobei die Schriften als Hilfe und Anregung dienen. Wir sollten uns also alle frei fühlen, dies in dem Maße zu tun, wie es uns angenehm ist, aus unserer eigenen inneren Stille heraus. Dieser offene Prozess der Weitergabe ist sowohl für den Lehrer als auch für den Schüler von Vorteil. Der Lehrer lernt immer mindestens genauso viel wie der Schüler.

Im Laufe der Jahre wurden Bedenken hinsichtlich der Gefahren geäußert, die entstehen, wenn Menschen Yoga unterrichten, das über ihren eigenen Erkenntnisstand hinausgeht. Dies ist in der Tat bei jedem Lehrer eine Gefahr, selbst bei fortgeschrittenen Lehrern, die diese Bedenken äußern. Doch alle Menschen aufgrund dieser Bedenken zurückzuhalten, ist unrealistisch. Ein Titel oder eine Zertifizierung garantiert noch keinen vollständigen, ganzheitlichen Unterricht. Meistens bescheinigen solche Zeugnisse einen sektenartigen Ansatz, was zwar viel besser ist als gar kein Unterricht, aber immer noch eingeschränkt.

Was wir wirklich brauchen, sind viel mehr Menschen, die sich unabhängig in innerer Stille und göttlicher Ekstase von innen heraus erheben und dies im täglichen Leben mit allen Mitteln, die der Situation und Kultur entsprechen, teilen. Wenn wir uns in dieser neuen Ära weiterentwickeln, werden die Lehren auf diese Weise von innen kommen, viel mehr als von externen Systemen. Externe Systeme werden nicht mehr die primäre Wissensquelle sein. Sie werden nur noch dazu dienen, den Fluss der Stille in Handlung zu fördern, der von jedem Einzelnen ausgeht. Die wirksamsten Lehren werden darin bestehen, diesen göttlichen Impuls, der von innen kommt, anzuregen und loszulassen. Die besten Lehren werden diejenigen sein, die sich selbst überflüssig machen, was in der Vergangenheit kaum der Fall war, wo Abhängigkeiten gepflegt wurden, anstatt Freiheit.

Wenn wir eine pragmatische Integration von Wissen teilen, welches auf unseren eigenen direkten Erfahrungen basiert, dann ist das Titel und Zertifizierung genug, um jeden zu unterrichten. Das soll nicht heißen, dass das Unterrichten bei AYP niemals zertifiziert wird. Wahrscheinlich wird es irgendwann zertifiziert, um gesellschaftliche Bedürfnisse zu erfüllen, aber das wird niemanden davon abhalten, eigenständig zu unterrichten.

Wenn wir immer wieder auf die grundlegenden Prinzipien und Praktiken zurückkommen, die dem menschlichen Nervensystem innewohnen, wie können wir dann auf dem falschen Weg sein? Aus diesem Grund wurden die AYP-Schriften öffentlich zugänglich gemacht. Nicht, um eine Anhängerschaft, eine Bewegung oder eine Organisation zu gründen. Auch nicht, um als monolithischer Lehrkörper zu fungieren. Sondern als Ressource, die auf vielfältige Weise in die täglichen Überlegungen zur spirituellen Transformation einfließen kann – als Prüfstein der Wahrheit, der jedem helfen kann, ein Leuchtfeuer für sich selbst und für viele andere zu werden. Die AYP-Lehren stammen nicht aus einer bestimmten Linie. Sie stammen aus dem breiten (und oft uralten) multikulturellen Wissen der Menschheit. Und, was am wichtigsten ist, aus der Bestätigung der Praktiken durch viele Menschen in der Gegenwart durch direkte Erfahrungen im menschlichen Nervensystem.

Je mehr Open-Source-Lehren wie das AYP-Basissystem in das öffentliche Bewusstsein rücken, umso mehr kommt es zu horizontaler Übertragung von Wissen durch die direkte Erfahrung einer stetig wachsenden Zahl von Praktizierenden auf der ganzen Welt, die ihr Wissen fortlaufend teilen. Diese Art der spirituellen Wissensvermittlung wird auch als Wissensaustausch unter Gleichgestellten bezeichnet. Aufgrund seiner inhärenten nicht-hierarchischen Natur vermeidet diese Art der Wissensvermittlung viele der Fallstricke, die in hierarchischen Systemen auftreten, in denen der Machtmissbrauch gegenüber anderen an der Tagesordnung ist. Die horizontale Struktur ist "Kerzen-entzünden-Kerzen", bis alle Kerzen angezündet sind. Dies ist möglich, wenn bei vielen Praktizierenden ein echter spiritueller Fortschritt eintritt. Es geht nicht nur um die Übertragung von Ideen. Es geht auch um die Übertragung spiritueller Energie, die den Prozess der menschlichen spirituellen Transformation in jedem beschleunigt. Bisher war dies nicht möglich. Mit dem raschen Anstieg des Bewusstseins auf der ganzen Welt setzt sich diese neue Art des Lehrens durch – die direkte Übertragung von Wissen und spiritueller Energie, die Stille in Handlung ist.

In Bezug auf die Praktiken handelt es sich um einen schrittweisen Prozess, bei dem Bhakti (spirituelle Sehnsucht) geweckt wird und dann die Werkzeuge bereitgestellt werden, um die innere Stille und ekstatische Leitfähigkeit in jedem Einzelnen zu kultivieren.

Diejenigen, die auf dem Weg schon weit gekommen sind, sollten daran erinnert werden, dass jeder von seinem aktuellen Standpunkt aus mit den wirksamsten Methoden voranschreiten muss. Es besteht die Tendenz, dass diejenigen, die in ihrer spirituellen Entwicklung fortgeschritten sind, das Ziel (ihren gegenwärtigen Zustand) als den Weg lehren. Dies kann dazu führen, dass Schüler sich auf eine nicht-beziehungsvolle Selbstergründung der nicht-dualen Natur der Existenz einlassen. Das heißt, eine Ergründung im Geist und nicht in der Stille, die weitgehend fruchtlos ist und psychisch schädlich sein kann. Mit dem Aufkommen der inneren Stille (des Zeugen) wird eine beziehungsvolle Selbstergründung möglich. Die erste Priorität ist also die Kultivierung der inneren Stille. Bei AYP wird dies durch Tiefenmeditation und verwandte Mittel erreicht.

Dasselbe gilt für die Lehre über unsere Beziehung zum Karma, zu den Ereignissen um uns herum und zu den Zeiten, in denen wir in unserem Leben Schmerz erfahren werden. Es wird Schmerz geben, aber er kann ohne Leiden ertragen werden, aber nicht nur, indem man uns sagt, dass dies so ist. Es ist das Aufkommen der inneren Stille (des Zeugen), das uns befähigt, das Leiden zu transzendieren, das mit der Identifikation des Geistes mit dem Denken, den Gefühlen und unserer Wahrnehmung der Welt um uns herum einhergeht. Wenn wir uns von der Identifikation mit den Objekten der Wahrnehmung lösen, können wir unsere Freiheit mit anderen teilen, und wir können auch die Mittel teilen, damit andere in sich selbst frei sein können. Es liegt in uns allen.

Mit der Zeit werden viele erleuchtete Praktizierende sichtbarer werden, zusammen mit den unterstützenden schriftlichen Lehren. Schriften, die wahr und flexibel in ihrer Anwendung sind, werden eine lange Lebensdauer haben und sich nicht abnutzen. Mit der Zeit werden sich die Anwendung der Methoden und die Erfahrungen der Praktizierenden auf der ganzen Welt auf natürliche Weise ausweiten und alle acht Glieder des Yoga umfassen.

Diejenigen, die selbstgesteuerte ganzheitliche Praktiken anwenden, sind an vorderster Front. Von hier aus wird sich der Bereich des Yoga zunehmend auf die Förderung der individuellen Selbstversorgung im Rahmen des Gesamtprozesses der menschlichen spirituellen Transformation konzentrieren. In dem Maße, wie es im Laufe der Jahrhunderte in der Welt zu Erleuchtung gekommen ist, basierte dies immer auf individueller Selbstversorgung.

Unsere Schulen und Hochschulen werden dabei eine immer wichtigere Rolle spielen, denn die Menschen werden bemerken, dass dies um sie herum geschieht, und die notwendige Bildung einfordern. Die ganzheitlichen spirituellen Praktiken werden in Yogastudios, Retreat-Zentren, Berufsschulen und Universitäten im ganzen Land gelehrt werden. Aber zuerst wird dies überall in den Häusern der Praktizierenden geschehen, während sich ein riesiges und vielfältiges Netzwerk nach außen ausdehnt, bis jeder berührt wurde.

Der Unterricht beginnt zu Hause bei unseren Kindern und zwar auf eine Art und Weise, die sie ein Leben lang inspirieren kann, ohne ihnen in der Gegenwart etwas aufzuzwingen. Der Unterricht unserer Kinder wird in Lektion 256 ausführlich behandelt.

Heutzutage erhebt sich die spirituelle Transformation bei Millionen von Menschen. Es handelt sich um etwas Neues, das sich im Laufe des letzten Jahrhunderts stetig beschleunigt hat, ein Aufkommen von Yoga und spirituellen Praktiken in großem Umfang. Es ist ein globales Phänomen. In dieser hoch energetischen Situation wird schon ein wenig der richtigen Information viel bewirken. Die individuelle Sehnsucht/Bhakti und die tägliche Praxis kümmern sich um den Rest.

Lasst uns also alle in unseren Übungen und in unserem Unterricht das tun, wozu uns unsere innere Stille anregt. Und habt auf jeden Fall Spaß dabei!

Update 2019: Seit 2017 finden AYP-Lehrerausbildungskurse statt. Weitere Informationen findest du auf der Programmseite.

Der Guru ist in dir.

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