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Fortgeschrittene Yogapraktiken
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Lektion 35 - Meilensteine der Erleuchtung

Von: Yogani
Datum: Montag 08.12.2003 - 15:39 Uhr

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorangegangenen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

F: Was ist das endgültige Ziel der Meditation, wie entwickeln sich die Erfahrungen auf dem Weg und wie lange dauert es, die Reise zu vollenden?

A: Das endgültige Ziel ist die Erleuchtung. Was ist Erleuchtung? Ein Zustand der ausgeglichenen Einheit zwischen unseren beiden Wesensarten: Dem reinen Glückseligkeitsbewusstsein und unserer sinnlichen Einbindung auf dieser physischen Erde. Das ist die Definition von Yoga und das Ziel aller Religionen.

Die Entwicklung von Erfahrungen ist eine komplexe und persönliche Reise, die jedoch ein bestimmtes Muster aufweist. Es gibt drei identifizierbare Stufen:

Zuerst kommt die Stille durch regelmäßige Meditation. Sie wird auch als ein zunehmend beständiger Zustand des Friedens, des Glücks und der Glückseligkeit erlebt. Vor allem aber wird sie als innere Stabilität erlebt, die durch keine äußere Erfahrung erschüttert wird. Die innere Stille ist die Grundlage für weitere Erfahrungen, die durch zusätzliche fortgeschrittene Yogapraktiken befördert werden, welche die Stille des reinen Glückseligkeitsbewusstseins in einen dynamischen Zustand in unserem Nervensystem versetzen.

An zweiter Stelle folgt das Aufkommen der ekstatischen Erfahrung im Körper und in der Umgebung. Sie entsteht durch die Erweckung der Lebenskraft im Körper und eine allmähliche Verfeinerung der Sinneswahrnehmung. Durch Pranayama (Atemkontrolle) und andere Mittel wird die Meditation verstärkt, so dass sich die Sinne nach innen öffnen und wir die ekstatischen Energien wahrnehmen können, die in uns und um uns herum fließen. Man könnte sagen, dass sich die Stille in uns bewegt, und das schafft eine neue und fesselnde Art der Erfahrung. In dieser Phase wird die Wertschätzung für den göttlichen Fluss des Lebens auf natürliche Weise erhöht und die Sehnsucht wächst, in die sich vertiefende Sinneserfahrung einzutreten und mit ihr zu verschmelzen. Man gibt sich dem fortschreitenden Prozess hin und das beschleunigt ihn. Die zweite Stufe ist wie ein Sturz in einen endlosen Abgrund der Ekstase. Wir agieren in der Welt mit zunehmender Freude, da unsere Aufmerksamkeit von der allgegenwärtigen lebendigen Schönheit, die sich unter der Oberfläche aller Dinge bewegt, absorbiert wird. Für uns lösen sich die Grenzen auf.

Drittens: Wenn unsere Aufmerksamkeit auf natürliche Weise in der allgegenwärtigen, wogenden, glückseligen Stille in allen Dingen ruht, werden wir zu dieser allgegenwärtigen Harmonie. Wir erkennen, dass unser eigenes Selbst die Essenz aller Dinge ist. Das ist die Erfahrung von Einheit, Vereinigung, Erleuchtung. Die Welt verschwindet nicht. Sie wird transparent. Grenzen werden wie Schleier, die dünn die Essenz des Lebens verdecken, die wir als Ausdruck unserer eigenen Natur kennengelernt haben. Können wir immer noch in der Welt handeln? Ja, aber unsere Motive sind anders als früher, als wir uns selbst nur als getrennt betrachten konnten. Wir handeln jetzt im Interesse eines umfassenderen Selbst. Dadurch scheinen wir vielleicht selbstlos zu werden. Die Wahrheit ist, dass wir immer in unserem eigenen Interesse handeln. Aber unser Selbst ist universell geworden, sodass unser Interesse der gesamten Menschheit und dem gesamten Leben gilt.

Von Beginn der fortgeschrittenen Yogapraxis an (und vielleicht sogar schon vorher) können wir je nach der Dynamik unseres einzigartigen Reinigungsprozesses Schattierungen jeder dieser drei Stufen erleben. Vielleicht erleben wir auch Elemente aller drei Stufen gleichzeitig. Mit der Zeit erkennen wir die verräterischen Erfahrungen als Meilensteine auf dem Weg zur Erleuchtung. Es werden noch viele weitere Unter-Meilensteine erörtert, wenn wir uns mit weiteren fortgeschrittenen Yogapraktiken beschäftigen. Die Meilensteine sind nützlich, um uns auf dem Weg zu halten, uns zu inspirieren und um unsere täglichen Übungen regelmäßig durchzuführen. Die Meilensteine sind nicht so nützlich, um zu verkünden: "Heute bin ich hier auf dem Weg zur Erleuchtung." Das mag ja sein, aber es wird erst dann von Bedeutung sein, wenn wir dort vorbeigekommen sind und unsere Erfahrung dauerhaft und unbemerkt geworden ist. Wenn die Erfahrung natürlich und normal wird, wird sie real. Es ist das Leben, wie wir es leben sollen. Die Meilensteine werden sich auf der Reise auflösen. Bei der Erleuchtung geht es letztlich nicht so sehr um die Meilensteine. Es geht darum, sich daran zu erfreuen, das zu werden, was wir schon immer waren.

Wenn du die Reise nach Kalifornien machst, von der wir vorhin gesprochen haben, würdest du dich dann darüber wundern, wie du dort hingekommen bist? Wahrscheinlich nicht. Viel lieber würdest du die Schönheit Kaliforniens genießen. Dennoch ist es sinnvoll, die Einzelheiten der langen Reise zum Nutzen anderer Revue passieren zu lassen. Schließlich entspringt jeder Mensch demselben göttlichen Bewusstsein wie wir, und deshalb ist es uns ein Anliegen, dass alle eine sichere und schnelle Reise haben.

Jesus sagte: "Was ihr wollt, dass euch die anderen tun sollen, das tut ihnen auch". Die Wahrheit ist: Alle anderen sind du. Das ist also nicht nur ein guter moralischer Rat, sondern auch ein guter praktischer Rat. Wir machen die Erfahrung, dass andere unser eigenes Selbst sind, wenn sich unsere inneren Türen zu den göttlichen Bereichen in uns öffnen.

Wie lange dauert die Reise? Das hängt vor allem von uns ab - von unseren Handlungen in der Vergangenheit, die zu den Blockaden in unserem Nervensystem geführt haben, und davon, was wir von nun an tun. Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Aber wir können in der Gegenwart viel tun, um unsere Zukunft zu gestalten. Niemand anderes als wir selbst kann diese Entscheidung treffen. Wenn wir fortgeschrittene Yogapraktiken mit aufrichtiger Hingabe aufnehmen, wird sich unser Leben in eine neue Richtung entwickeln. Wenn wir uns einmal unbeirrbar dem Weg verschrieben haben, ist es nur eine Frage der Zeit. Dann sehen wir, dass es noch nicht einmal so sehr um das endgültige Ziel geht. Es geht darum, jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr mehr Freude zu erleben. Dies ist ein Weg der Glückseligkeit, ein Weg der Freude, auf dem wir uns ganz natürlich von innen heraus entfalten. Steig ein und beginne noch heute, die Fahrt zu genießen. Du wirst schließlich bis ans Ende kommen.

Der Guru ist in dir. 

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