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Lektion 343 - Was ist Karma? Von: Yogani Datum: 30.06.2009
Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die
vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion
lautet: "Warum diese
Erörterung?" Das Wort Karma ist in
unserer Gesellschaft zu einem Klischee geworden, das manchmal in humorvoller
Weise in Bezug auf die Schwächen und Missgeschicke des Alltags verwendet
wird: "Ich bin gestolpert und hingefallen. Das muss mein Karma
sein." "Ich habe diese Dummheit begangen und werde es wieder tun.
Es ist nicht meine Schuld. Es ist mein Karma." Ernsthaft
betrachtet kann das Konzept des Karma mit Tragödien in Verbindung gebracht
werden, die so herzzerreißend sind wie der Verlust eines geliebten Menschen
oder eine Naturkatastrophe, die Hunderte oder Tausende von Menschenleben
fordert. Wie kann ein Wort solch unbegreifliche Ereignisse erklären?
Eigentlich kann es das nicht. Und doch gibt es etwas in dem Wort Karma, das
tief in unserer Psyche widerhallt. Es hat mit unserem Verständnis von
Bestimmung, Schicksal oder dem, was jenseits unseres Wissens zu liegen
scheint, zu tun. Wenn wir keinen anderen Grund finden können, suchen wir
vielleicht nach einer verborgenen Logik. Aber auch wenn Karma
etwas mit Bestimmung und Schicksal zu tun haben mag, reicht es doch über die
Glaubensvorstellungen, die wir hegen und die in den Bereich des Aberglaubens
übergehen, hinaus. Wenn Karma Aberglaube ist, dann nur, weil die Menschen es
in diesem Licht sehen mussten, um das Unerklärliche zu erklären. Andererseits ist Karma das im Leben wirkende Prinzip von Ursache und
Wirkung, das auf unserem spirituellen Weg wunderbar praktisch genutzt werden
kann, wenn wir es in diesem Kontext betrachten. Dann kann Karma zur Praxis
erhoben werden. In diesem Fall sprechen wir von Karma Yoga, was göttliche
Vereinigung durch Handlung bedeutet. Karma bedeutet Handlung und
ihre Folgen. "Wie du säst, so wirst du ernten." Doch
so oft verwenden wir den Begriff resigniert, nur in Bezug auf die Folgen:
‚Das, was gerade passiert, ist unser Karma‘ usw. Karma ist jedoch
beides, Ursache und Wirkung, sodass es nahe liegt, dass die Auswirkungen auf
irgendeine Weise durch die Beeinflussung der zugrunde liegenden Ursachen
verändert werden können. Wir können etwas hinsichtlich des Aspekts der
Konsequenzen unseres Karmas tun, und in diesem Zusammenhang auch in Bezug
auf das Karma der Welt. Daher ist nichts zwangsläufig vorherbestimmt oder
ein Produkt des Schicksals. Wir können handeln, um positivere Konsequenzen
für uns selbst und für alle herbeizuführen. Dies ist das Versprechen des
Karma Yoga. Wie können wir das tun? Die Kraft liegt in jedem von
uns und in den Entscheidungen, die wir treffen. Wir alle kennen
die grundlegenden Mechanismen von Wunsch, Handlung und den daraus
resultierenden Konsequenzen. Wenn wir Arzt/Ärztin werden wollen,
gehen wir lange zur Schule und werden schließlich Arzt/Ärztin. Wunsch,
Handlung, Konsequenzen. Was wir anfangs vielleicht nicht bedacht
haben, ist die Vielzahl an Komplexitäten, die mit dem von uns gewählten Weg
verbunden sind. Es ist nicht möglich, alles im Voraus zu wissen. Aber wir
tun unser Bestes, um einen Weg zu verfolgen, der unserer Sehnsucht
entspricht. Wenn es unsere unerschütterliche Leidenschaft ist, Arzt/Ärztin
zu werden, dann werden wir Wege finden, um alle Hindernisse zu überwinden,
denen wir auf unserem Weg begegnen. Das ist die Kraft einer klaren Vision,
eines gewählten Ideals. Wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann werden
unsere Vision und unsere Beharrlichkeit es definieren. Das Schicksal liegt
in unserer tiefsten Sehnsucht. In einem solchen Szenario scheint
die Funktionsweise von Karma ziemlich klar zu sein. Wir wählen einen Kurs
und arbeiten stetig auf unser Ziel hin. Aber ist die Funktionsweise von
Karma wirklich so klar? Es heißt, die Folgen des Karmas seien
unergründlich. Wenn wir einen Stein in einen Teich werfen, können wir dann
die volle Wirkung abschätzen? Können wir die Wirkung jeder ausgehenden Welle
und die Wirkung jeder Welle, die vom gegenüberliegenden Ufer zurückkommt,
bestimmen? Vielleicht können wir das, wenn wir ein mathematisches Modell
entwickeln, das entsprechend ausgeklügelt ist. Man sagt, dass der
Flügelschlag eines Schmetterlings den entferntesten Stern beeinflussen wird.
Können wir die Folgen davon vorhersagen? Astrologen verbringen
ihre gesamte Karriere damit, so etwas zu tun, indem sie versuchen, den
Einfluss der Gravitationskräfte der Planeten und Sterne auf unser Leben zu
bestimmen. Ist das möglich? Die besten Astrologen könnten in etwas mehr als
der Hälfte der Fälle richtig liegen, also ist da etwas dran. Aber reicht das
aus, um zu sagen, dass wir die Konsequenzen des Karmas im kosmischen Sinne
kennen können? Ebenso heißt es, dass die Einflüsse in unserem
Leben, die sich einer logischen Erklärung entziehen, das Ergebnis von
Handlungen sind, die wir in früheren Leben begangen haben, das Ergebnis
unserer zahlreichen Inkarnationen in körperlicher Form – unsere karmischen
Tendenzen, die in einer fernen Vergangenheit gesät wurden, an die wir uns
nicht mehr erinnern. Ist das ein gutes Argument für die Reinkarnation? Es
bietet eine Begründung für die unerklärlichen Ereignisse, die wir im Leben
erfahren können, und für die offensichtlichen Gaben und Beeinträchtigungen,
mit denen unschuldige Kinder bei der Geburt auf die Welt kommen. Aber können
wir uns wirklich sicher sein? Sollten wir unsere kostbare Zeit damit
verbringen, in die trüben Gefilde vergangener Leben zurückzublicken, um die
Gründe für das zu verstehen, was heute in unserem Leben geschieht? Wenn wir
lange genug daran arbeiten, können wir vielleicht etwas Klarheit finden.
Aber in den meisten Fällen wird es unergründlich sein, wie der Blick auf
Sternkarten, das Nachdenken über die Auswirkungen von Steinen, die in Teiche
geworfen werden, oder das Flüstern von Schmetterlingsflügeln, die durch das
Universum reisen. Unser Schicksal mag in den Sternen verborgen
sein, aber der Rest liegt bei uns, durch die Entscheidungen, die wir jeden
Tag treffen, um unseren spirituellen Fortschritt durch Praktiken
voranzutreiben. Wir können Ausschau halten nach den verbliebenen
Auswirkungen alter Ereignisse und die Rolle des Zuschauers einnehmen, oder
wir können auf eine Weise handeln, die alle Ergebnisse im Hier und Jetzt
direkt beeinflusst, und in die Rolle des Teilnehmers schlüpfen. In diesen
Lektionen nehmen wir eine aktive Rolle ein, wenn wir uns durch das karmische
Labyrinth bewegen, seine Manifestationen transzendieren und transformieren,
um unserem gewählten Ideal durch Bhakti und unsere täglichen Yogapraktiken
zu dienen. Auf diese Weise kultivieren wir bleibende innere
Stille, ekstatische Leitfähigkeit und Stille in Handlung, was zu der
natürlichen Fähigkeit führt, karmische Konsequenzen an ihrer Quelle zu
transformieren. Der Guru ist in dir.
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