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Lektion 13 - Meditation - Das Erwecken der stillen Saat

Von: Yogani
Datum: Sonntag 16.11.2003 - 12:08 Uhr

Dein Geist hat eine natürliche Fähigkeit, ruhig zu sein. Wenn er ruhig wird, bist du in Kontakt mit deinem Genie. Albert Einstein sagte, dass die Ideen, die ihn zur Relativitätstheorie führten, in Momenten stiller Reflexion entstanden. Mozart hörte Sonaten und Sinfonien in den stillen Bereichen seines Geistes widerhallen. Er musste sie nur noch aufschreiben. Wir wissen, dass Isaac Newton die Gesetze der Bewegung und der Schwerkraft entdeckte, während er sich unter einem Apfelbaum entspannte. Ob er tatsächlich von dem Apfel am Kopf getroffen wurde oder nicht, weiß niemand, aber es besteht kein Zweifel, dass sein stiller Geist einen Schatz an Wissen hervorbrachte. Wir könnten noch mehr Beispiele anführen, aber du verstehst, worum es geht. Ein stiller Geist verfügt über große Kreativität. Aber das ist noch nicht alles. Ein stiller Geist ist friedlich, glückselig und gesund und strahlt diese Eigenschaften durch die Person auf die Umgebung aus. Menschen, die wissen, wie man einen ruhigen Geist kultiviert, sind nicht nur mit ihrer inneren Kreativität in Kontakt, sie strahlen auch eine Jugendlichkeit und einen Optimismus aus, der sich auf alle in ihrer Umgebung auswirkt. Sie haben "gute Schwingungen".

Vorhin haben wir über das Bewusstsein (den Beobachter) und die objektive Welt (das Beobachtete) gesprochen. Die wesentliche Natur unseres Bewusstseins ist die glückselige Stille. Es ist das, was hinter dem Verstand liegt und was wir erfahren, wenn der Verstand still wird. Es ist ein unendliches Lagerhaus der eben erwähnten Qualitäten, das Reich dessen, was wir als Gott kennen, immer genau hier in uns selbst. Deshalb heißt es in den Psalmen: "Sei still und wisse, dass ich Gott bin." Um Zugang zum Göttlichen zu bekommen, müssen wir nur wissen, wie man still ist.

Meditation ist der Prozess, bei dem wir unserem Geist jeden Tag für eine bestimmte Zeit systematisch erlauben, still zu werden. Wenn wir dies täglich über Wochen, Monate und Jahre hinweg tun, wird die Stille, das Bewusstsein, allmählich deutlicher, auch wenn der Geist aktiv ist, während wir nicht meditieren, und das weltliche Leben wird bereichert. Durch die Meditation verändert sich allmählich die Beziehung zwischen dem Bewusstsein und der Welt. Dies ist ein Prozess des Yoga, der Vereinigung. Es ist der erste Schritt. Sobald die glückselige Stille in die tägliche Erfahrung eingeht, können viele weitere Dinge getan werden, um sie zu vertiefen und zu erweitern. Aber zuerst müssen wir eine Basis im Bewusstsein schaffen, sozusagen den stillen inneren Samen unseres Wesens erwecken.

Es wurde bereits erwähnt, dass dein Geist die natürliche Fähigkeit hat, ruhig zu werden. Mit der Methode der Tiefenmeditation, die wir hier üben werden, machen wir uns diese natürliche Fähigkeit zunutze. Tatsächlich werden wir bei allen übungen, die hier gelehrt werden (und das sind eine ganze Menge), deine natürlichen Fähigkeiten einsetzen. Der Grundgedanke ist, dir zu zeigen, wie du die bereits vorhandenen Begabungen nutzen kannst. Wir werden nur hier und da spezielle Hebel hinzufügen, um deine natürlichen Fähigkeiten zu aktivieren. Der Rest liegt in deiner Hand. Wenn du das Gelernte anwendest und am Ball bleibst, wirst du eines Tages wissen, dass du eine endlose Glückseligkeitsmaschine bist, die zu Erfahrungen fähig ist, die weit über das hinausgehen, was sich der Verstand vorstellen kann. Oh ja, das bist du wirklich. Meditation ist der erste Schritt.

Von der Minute, in der wir morgens aufwachen, bis zu der Minute, in der wir nachts einschlafen, gehen uns Gedanken durch den Kopf, und dann kommen noch mehr während des Träumens. Dennoch sagen wir, dass der Geist eine natürliche Fähigkeit hat, ruhig zu sein. Wie das?

Wir werden dafür einen Gedanken verwenden. Nicht irgendeinen Gedanken. Einen besonderen Gedanken, der "Mantra" genannt wird. Wir werden dieses Mantra auf eine bestimmte Weise denken, welche es dem Geist erlaubt, das zu tun, was er leicht tun kann, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt: zur Ruhe kommen.

An sich kann jeder Gedanke zum Meditieren verwendet werden, wie Forscher in den letzten dreißig Jahren hinreichend bewiesen haben. Aber wir möchten einen speziellen Gedanken verwenden, der bestimmte Schwingungsqualitäten und eine bestimmte Wirkung auf das Nervensystem hat. Es ist zudem ein Gedanke, den wir mit fortschreitender Praxis erweitern können, aber dazu später mehr. Das Mantra, mit dem wir hier beginnen werden, lautet:

... AYÄM ... (Audio)  [phonetisch wie "I AM" in englischer Sprache]

Wir werden uns während der Meditation nicht auf die Bedeutung von AYÄM [phonetisch "I AM" engl.] konzentrieren. Zweifelsohne hat es vor allem in der jüdisch-christlichen Tradition eine heilige Bedeutung und weist auch ähnlichkeiten mit den heiligen Klängen anderer Traditionen auf. Wir interessieren uns für den Klang, nicht für die Bedeutung. Es ist der Klang, den wir im Inneren verwenden werden. Uns geht es um die grundlegende Schwingungsqualität des Klangs, wenn er tief im Inneren des Geistes und des Nervensystems wirksam angewendet wird. Vielleicht ist diese tiefgreifende Wirkung im Inneren des Menschen der Grund, warum AYÄM seit Jahrhunderten verehrt wird. Wir werden uns auf die richtige Anwendung des Mantras in der Meditationspraxis konzentrieren. Dann werden wir die besten Ergebnisse erzielen.

So werden wir es verwenden:

Suche dir einen ruhigen, bequemen Platz, an dem du sitzen kannst, am besten mit Rückenunterstützung. Wir wollen unnötige Ablenkungen vermeiden. Setz dich einfach entspannt an einen Ort, an dem du zwanzig Minuten lang ohne Unterbrechung die Augen schließen kannst.

Wenn du es dir bequem gemacht hast, schließe langsam die Augen. Du wirst Gedanken bemerken, Gedankenströme. Das ist in Ordnung. Beobachte sie einfach, ohne weiter darauf einzugehen. Nach etwa einer Minute bringst du sanft den Gedanken ...AYÄM... ein und fängst an, ihn leicht und mühelos in deinem Geist zu wiederholen. Wenn dein Geist in andere Gedanken abschweift, wirst du irgendwann bemerken, dass dies passiert ist. Mach dir darüber keine Sorgen. Es ist ganz natürlich. Wenn du merkst, dass du das Mantra nicht mehr wiederholst, kehre sanft zu ihm zurück. Das ist alles, was du tun musst. Wiederhole das Mantra einfach still in deinem Inneren. Wenn du merkst, dass du es nicht mehr denkst, kehrst du sanft zu ihm zurück. Das Ziel ist nicht, beim Mantra zu bleiben. Das Ziel ist, die einfache Vorgehensweise zu befolgen, das Mantra zu denken, es zu verlieren und zu ihm zurückzukehren, wenn du merkst, dass du es verloren hast. Leiste keinen Widerstand, wenn das Mantra weniger deutlich wird. Das Denken des Mantras muss nicht unbedingt mit klarer Betonung geschehen. AYÄM kann auf vielen Ebenen in deinem Geist und deinem Nervensystem wahrgenommen werden. Wenn du zu ihm zurückkehrst, kehre auf eine Ebene zurück, die angenehm ist, und bemühe dich nicht um eine klare oder unscharfe Betonung.

Übe dieses Verfahren für zwanzig Minuten und nimm dir dann mit geschlossenen Augen ein paar Minuten Zeit, um dich auszuruhen, bevor du aufstehst.

Diese übung sollte zweimal am Tag durchgeführt werden, bevor du in den Tag startest und bevor du mit deinen abendlichen Aktivitäten beginnst. Am besten machst du sie vor den Mahlzeiten, denn die Verdauung kann mit dem Prozess der Meditation wechselwirken.  Nimm dir vor, dies einige Monate lang zu tun. Gib ihr etwas Zeit, um zu wirken. Du wirst über die Ergebnisse erstaunt sein, und dann wirst du immer weiter gehen wollen, zu mehr und mehr.

Das ist genug für den Moment.

In den folgenden Lektionen werden wir mehr über den Prozess und die Folgen der Meditation erfahren. Danach werden wir beginnen, mit einer anderen natürlichen Fähigkeit zu arbeiten, über die wir alle verfügen: unserer Fähigkeit, den Atem zu nutzen, um die Stille in uns zu bewegen und in endlose Ekstase zu versetzen.

Der Guru ist in dir.

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