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Fortgeschrittene Yogapraktiken
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Lektion 11 - Was ist Yoga? Was ist Religion?

Von: Yogani
Datum: Sonntag 16.11.2003 - 11:47 Uhr

Yoga. Religion. Diese beiden Wörter rufen so viele Vorstellungen hervor, nicht wahr? Nicht alle von ihnen sind klar. Nicht alle von ihnen sind gut. Aber lassen wir die Marotten der Menschheit jetzt mal außen vor. Lass uns bei den Grundlagen bleiben. Denn spirituelle Praxis lässt sich am besten von den Grundlagen her betrachten und wird oft durch die kulturelle Färbung dieser beiden einfachen Wörter getrübt.

Yoga bedeutet "vereinigen". Religion bedeutet "wieder verbinden". Hmmm... ähnliche Bedeutungen. Aber was soll man vereinigen oder wieder zusammenfügen? Ah... das ist der Kern des Ganzen. Wir sind - oder scheinen - zwei Dinge zu sein, die wieder zusammengefügt werden müssen. Auf der einen Seite befinden wir uns in der Welt von Raum und Zeit, einer Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Auf der anderen Seite sind wir Beobachter der Welt, etwas, das hinter allem und in allem ist. Wir sind bewusst. Gewahr. Wir sind sowohl Subjekt (Beobachter) als auch Objekt ("Beobachtetes"). Und diese beiden Dinge sind verschieden. Aber müssen sie das sein? Sind sie es wirklich? Yoga und Religion sagen "Nein". Der Prozess des Zusammenführens beginnt also dort. Egal, was du sonst noch gehört haben magst, das ist es, worum es bei Yoga und Religion wirklich geht.

Aber warum die Trennung von vornherein? Wenn die beiden wirklich eins sind, warum gibt es dann zwei? Denk mal kurz über dich selbst nach. Wer bist du? Die meisten von uns zeigen auf ihren Körper und sagen: "Das bin ich." Wir alle spüren mehr als das, aber das Beste, was wir tun können, ist, unseren Körper zu beobachten und zu sagen: "Das bin ich. Das ist mein Körper. Mein Name ist Joe Schmo. Ich kann denken und fühlen, und das ist auch ein Teil von mir." Wenn du zu jemandem sagen würdest: "Ich bin etwas hinter all dem, was du siehst, und hinter all dem, was ich denke und fühle. Ich bin das Bewusstsein", könnte das ein bisschen seltsam erscheinen? Warum seltsam? Weil wir mit unseren Wahrnehmungen von unserem Körper/Geist und dieser Welt identifiziert sind. Es ist eine Gewohnheit, eine biologisch und neurologisch tief verwurzelte Gewohnheit. Und nicht nur das. Weil wir unser Selbstempfinden gewohnheitsmäßig auf unseren Körper/Geist aufprägen, sehen wir unsere physische Umgebung als getrennt von uns selbst. So wird die Welt zu einem Fremden für sich selbst. Durch unseren Prozess der identifizierten Wahrnehmung ist das Eine zu Vielen geworden.

Im Yoga und in der Religion geht es darum, die Identifikation des Bewusstseins zu klären, die dazu geführt hat, dass aus dem Einen viele geworden sind. Nicht, dass die Welt verschwinden würde. Es geht nur darum, sie als das zu sehen, was sie wirklich ist: ein Fluss des Einen, deines wahren Wesens. Dann wird sie zu einem viel freundlicheren Ort. Das ist der Sinn des Ganzen: Glück in unserem Leben in der Welt zu finden. Selbst wenn das Ganze durch die Schatten des scheinbaren Getrenntseins vorwärts taumelt, müssen wir es nicht weiter auf diese Weise sehen. Das ist das Versprechen von Yoga und Religion. Das ist das Versprechen der spirituellen Praktiken. Es ist ein gutes Versprechen. Es liegt an uns, das Versprechen von Yoga und Religion einzulösen, indem wir die Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen.

Bei der Vereinigung geht es nicht nur um ein intellektuelles Verständnis der Situation, obwohl das nicht schaden kann. Vielmehr geht es darum, unser tiefstes biologisches und neurologisches Funktionieren zu verändern. Dann ändert sich unsere Erfahrung. Von dort aus verändern sich unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen und werden von Liebe und Sinn erfüllt. Wir alle könnten mehr davon gebrauchen. Die Identifikation löst sich allmählich auf und etwas Erstaunliches kommt aus unserem Inneren zum Vorschein. Yoga ist nicht nur ein intellektueller Prozess. Es ist körperlich, wie jeder weiß, der schon einmal eine Yogastunde besucht hat. Yogapraktiken wirken auf vielen Ebenen - körperlich, mental, emotional, neurologisch - und in Galaxien innerer ekstatischer Energie!

Der Prozess der Vereinigung beginnt damit, dass wir direkten Kontakt mit unserem inneren Selbst, unserem Bewusstsein, aufnehmen. Sobald wir im Bewusstsein Fuß gefasst haben, können wir von dort aus mit vielen anderen Dingen weitermachen. Sich regelmäßig seines tiefsten Bewusstseins gewahr zu werden, ist friedlich und wohltuend und kann unmittelbare Erleichterung in ein hektisches, geschäftiges Leben bringen. Dies wird durch Meditation erreicht. Eine ganz besondere Art der Meditation heißt Tiefenmeditation. Dies ist die erste fortgeschrittene Yoga-übung, die wir auf unserem Weg zur Vereinigung lernen werden, auf dem Weg, uns wieder zusammen zu führen. Es ist ein guter erster Schritt, der für eine kleine tägliche Anstrengung einen großen Lohn bringt.

"Tägliche Anstrengung?", fragst du. Darüber werden wir als Nächstes sprechen. Denn ohne die Bereitschaft, sich täglich zu bemühen, verschwendest du hier und anderswo nur deine Zeit.

Der Guru ist in dir.

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