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Fortgeschrittene Yogapraktiken
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Lektion 50 - Zeitmanagement im Pranayama

Von: Yogani
Datum: Mittwoch 17.12.2003 - 14:07 Uhr

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

F: Ich liebe mein Pranayama und meine Meditation, aber ich habe so wenig Zeit. Ich gehe morgens um 7:30 Uhr zur Arbeit und komme erst gegen 18:00 Uhr nach Hause. Es scheint unmöglich. Was soll ich tun?

A: Es heißt: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg". Zu Beginn dieser Lektionen haben wir darauf hingewiesen, dass die Sehnsucht die wichtigste Zutat ist. Sie ist wirklich der Schlüssel. Wir können alles Wissen der Welt haben, aber wenn wir nicht den Willen haben, es zu nutzen, bringt es uns nichts. Die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen, bestimmen unseren Weg und die Ergebnisse. Wenn wir uns in einer Situation befinden, in der wir nicht in der Lage sind, unsere Sehnsüchte zu verwirklichen, muss sich die Situation früher oder später ändern. Mit ständiger Sehnsucht, d.h. mit Hingabe, und der Entschlossenheit zu handeln, werden wir Wege finden, jedes Hindernis zu umgehen.

Wie finden wir einen Weg, zweimal am Tag zu üben? Es gibt viele Möglichkeiten. Es erfordert Flexibilität, um die Möglichkeiten, die wir haben, zu nutzen. Derzeit üben wir zehn Minuten Pranayama und zwanzig Minuten Meditation. Zusammen mit der Ruhezeit am Ende ergibt das etwa fünfunddreißig Minuten, zweimal am Tag. Bei einem langen Arbeitstag wie deinem könnte das zu viel sein. Nicht zu viel Praxis, aber vielleicht zu viel Zeit, vor allem am Morgen. Du hast die Möglichkeit, sie zu verkürzen. Das ist zwar nicht ideal, aber viel besser als gar nicht zu üben oder bei dem Versuch, zu viel in zu wenig Zeit zu tun, zu verzweifeln. Es ist sehr wichtig, zweimal am Tag "etwas" zu üben - morgens und abends. Zwei kurze Einheiten sind viel besser als eine lange. Morgens ist die Zeit vielleicht besonders knapp, während du abends womöglich mehr Zeit hast, aber dann bist du vielleicht müde und hast keine Lust, irgendetwas zu tun, auch nicht zu meditieren.

Entscheide, wie viel Zeit du am Morgen hast, egal wie wenig, und arbeite damit. Vielleicht sind es zwanzig Minuten, vielleicht aber auch nur fünfzehn Minuten. Wie viel es auch immer ist, arbeite damit. Wenn es zwanzig Minuten sind, mache fünf Minuten Pranayama, zehn Minuten Meditation und fünf Minuten Ruhe. Wenn es nur fünfzehn Minuten sind, mache ein paar Minuten Pranayama, zehn Minuten Meditation und ein paar Minuten Ruhe. Eine Strategie, die für dich funktionieren kann, ist, deine Praxis im Bett zu machen, sobald du aufwachst, bevor du aufstehst. So steht deine Praxis morgens als Erstes auf der Liste und wird nicht so leicht vernachlässigt. Wenn du aufwachst, richtest du dich einfach auf und beginnst mit Pranayama. Dann machst du deine Meditation. So kannst du schon vor dem Aufstehen mit deiner Praxis fertig sein und aufgeladen mit reinem Glückseligkeitsbewusstsein aus dem Bett springen.

Abends hast du vielleicht mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung. Wenn du müde bist, solltest du wissen, dass Pranayama und Meditation dich regenerieren werden. Das gilt besonders, wenn wir die nächsten Schichten der fortgeschrittenen Yogapraktiken hinzufügen. Mach es dir zur Gewohnheit, dich auf deinen Meditationssitz zu setzen, sobald du von der Arbeit nach Hause kommst. Wenn du vor dem Abendessen keine Zeit hast, praktizierst du ein oder zwei Stunden nach dem Essen oder direkt vor dem Schlafengehen, wenn es sein muss. Das ist zwar nicht ideal, aber viel besser als gar keine Übung am Abend. Wenn du kannst, nimm dir am Abend die vollen fünfunddreißig Minuten Zeit. Aber versuche nicht, eine kurze Übung am Morgen durch eine übermäßig lange Übung am Abend auszugleichen, nicht in dieser frühen Entwicklungsstufe. Das könnte zu Unbehagen führen. Später, wenn du mehr Erfahrung hast und dein Nervensystem gereinigt ist, wirst du in der Lage sein, längere Sitzungen zu machen, ohne dass du dich dabei unwohl fühlst. In der jetzigen Stufe tust du dein Bestes, um morgens und abends so viel wie möglich von den fünfunddreißig Minuten Praxis zu bekommen. Wenn du die Zeit nicht hast, entwickle eine kürzere, zweimal täglich stattfindende Routine für dich. Du hast es selbst in der Hand.

In den Meditationsfragen haben wir über Möglichkeiten gesprochen, wie man auf Reisen meditieren kann, oder wenn man sich irgendwo abseits des üblichen Meditationssitzes zu Hause aufhält. Diese Vorschläge gelten auch für Pranayama, das wir am Anfang unserer Sitzung hinzugefügt haben. Pranayama kann diskret an öffentlichen Orten durchgeführt werden. Es sieht genauso aus wie Meditation - eine Person sitzt einfach mit geschlossenen Augen da. Wir sind entspannt, während wir Pranayama machen. Unsere langsame, tiefe Atmung ist für einen Beobachter von außen kaum wahrnehmbar. Es ist also möglich, unsere gesamte Routine an einem öffentlichen Ort auszuführen. Wahrscheinlich werden wir unsere Beine an einem öffentlichen Ort nicht kreuzen. Das ist in Ordnung. Es ist keine perfekte Welt.

Wie sieht es beim Autofahren aus? Viele von uns verbringen jeden Tag eine Stunde oder mehr im Verkehr auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Das ist ein großer Teil der Zeit unseres Tages. Können wir damit etwas Sinnvolles tun? Nicht mit geschlossenen Augen. Das steht fest. Damit fällt die Meditation weg. Aber was ist mit Pranayama? Pranayama macht man am besten mit geschlossenen Augen. Es ist jedoch möglich, einen gewissen Nutzen aus Pranayama mit offenen Augen zu ziehen, denn es ist eine körperliche Übung. Es ist zwar nicht ideal, während du Auto fährst, aber du kannst es trotzdem mit einem gewissen Nutzen machen. Du kannst versuchen, etwa zehn Minuten lang langsam und tief zu atmen, während du von der Arbeit nach Hause fährst. Du kannst auch mit offenen Augen den Spinalnerv mit dem auf- und absteigenden Atem nachverfolgen. Richte deine Aufmerksamkeit auf das Fahren. Sei dir bewusst, dass Pranayama zweitrangig ist. Sei locker dabei. Pranayama mit offenen Augen ist weniger ablenkend als Radiohören. Es ist in erster Linie deine Aufgabe, sicher zu fahren. Im Hintergrund kann auch etwas Pranayama laufen.

Wenn du Pranayama im Auto machst, übertreibe es nicht. Wenn du nach Hause kommst, setze dich hin und meditiere mindestens zehn Minuten lang, um die Saat des reinen Glückseligkeitsbewusstseins in dein fruchtbares Pranayama-Feld zu säen. Wir wollen nicht, dass Unkraut in deinen schönen kultivierten Nerven Wurzeln schlägt. Wenn du dich deiner spirituellen Transformation verschrieben hast, ist es deine Aufgabe, jeden Tag zwei Übungseinheiten zu absolvieren. Es gibt viele Möglichkeiten, dies zu tun. Sei kreativ und achte immer darauf, dass du sicher bist, beim Ausüben deiner Praxis.

Natürlich ist es ideal, wenn wir morgens und abends so viel Zeit haben, wie wir brauchen. Menschen, die selbstständig oder im Ruhestand sind, können fortgeschrittenen Yogapraktiken die nötige Zeit geben, um den maximalen Nutzen zu erzielen. Mit zunehmender Erfahrung haben sie auch die Möglichkeit, die Zeit für die Praxis schrittweise zu erhöhen, um den Fortschritt noch mehr zu beschleunigen. Fortgeschrittene Praktizierende, die einer geregelten Arbeit nachgehen, haben auch die Möglichkeit, in den Ferien und an den Wochenenden oder vielleicht sogar täglich vor und nach der Arbeit länger zu üben. Es gibt viele Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen. Später werden wir über die Möglichkeiten der erweiterten Praxis sprechen, die du in Betracht ziehen kannst, wenn du auf deinem Weg vorankommst.

Das Zeitmanagement für fortgeschrittene Yogapraktiken ist ein wichtiger Aspekt, sowohl für die Etablierung einer regelmäßigen, zweimal täglichen Praxis am Anfang als auch für die Ausweitung der Praxis, wenn fortgeschrittenere Stadien der Transformation anstehen. Achte auf die Zeit, die dir in diesem Leben zur Verfügung steht, und nutze sie so gut du kannst.

Der Guru ist in dir. 

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