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Lektion 398 - Ist Selbstergründung für die Erleuchtung notwendig?

Von: Yogani
Datum: 04.05.2010

Neue Besucher: Es wird empfohlen, das Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen die Voraussetzung für diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese Erörterung?"

F1: Da alle Zweifel, die wir in Bezug auf die "Wahrheit" haben, durch regelmäßige tägliche und langfristige Praxis der Kernpraktiken von AYP schließlich intuitiv ausgeräumt werden, ist es da wirklich notwendig, sich aktiv und formell mit der Selbstergründung zu beschäftigen?

Wenn die Selbstergründung praktiziert wird und wenn sie, wie in deinen Schriften beschrieben, nur dann wirksam ist, wenn sie "beziehungsvoll" ist und nach der "Dämmerung des Zeugen" erfolgt, wäre es dann nicht besser, sie nach der Tiefenmeditation und während des Samyama formell durchzuführen? Mir ist klar, dass Fragen zur Selbstergründung auch jederzeit auftauchen können und man nicht warten sollte, bis man in der Praxis sitzt, um sie zu klären.

A1: Wenn ein ernsthaft Meditierender, der eine wirksame tägliche Praxis anwendet, nie über die Selbstergründung nachdenkt, wird sie trotzdem geschehen, denn es ist eine natürliche Wahrnehmung, alle Objekte immer mehr vom Standpunkt der aufsteigenden inneren Stille (des Zeugen) aus zu sehen und klar zu erkennen, dass kein Objekt der Wahrnehmung das Subjekt sein kann. Wer oder was ist dann das Subjekt? Wenn diese Art der Wahrnehmung stattfindet, "bemerkt" man sie, und das ist eine automatische Ergründung. Die Objekte der Wahrnehmung in der Stille zu bemerken, reicht aus, um den Prozess der nicht-dualen Erleuchtung voranzutreiben. Je nach Hintergrund und Neigung des Praktizierenden kann dies zu einer strukturierten Selbstergründung werden oder auch nicht.

Deshalb wird bei AYP eine bestimmte Art der Selbstergründung nicht als "die Methode" bezeichnet. Sobald der Zeuge auftaucht, wird die Wahrnehmung beziehungsvoll (in der Stille), und von da an ist die Herangehensweise ganz persönlich, abhängig vom Ishta (dem gewählten Ideal) des Praktizierenden und der Resonanz, die er mit einem oder mehreren Ansätzen zur Selbstergründung gefunden hat, oder auch mit gar keinem strukturierten Ansatz. Diese Bandbreite an Möglichkeiten der Selbstergründung wurde in Lektion 350 behandelt, in der es um die verschiedenen Wege ging, über die Beziehung zwischen Zeuge und Objekt hinaus zur direkten Erfahrung der Nicht-Dualität zu gelangen.

Was die strukturierte Praxis angeht, so bietet Lektion 351 eine einfache und effektive Möglichkeit, eine strukturierte beziehungsvolle Selbstergründung als Teil unserer täglichen Samyama-Praxis durchzuführen, genau wie du es vorgeschlagen hast, und zwar ganz einfach und ohne viel Aufhebens. Es ist ein guter Ausgangspunkt für die Selbstergründung, sofern wir in der grundlegenden Samyama-Praxis gut etabliert sind. Sie bringt es auf den Punkt, indem sie die grundlegendste Ergründung in der Stille freigibt: "Ich-Gedanke Wer bin ich?"

Mit der Zeit führt diese Praxis zu einem intuitiven Gefühl der beziehungsvollen Selbstergründung während der täglichen Aktivität, ohne dass wir eine Menge nicht-beziehungsvollen geistigen Ballast mit uns herumschleppen müssen. Wir werden zur automatischen Ergründung in Bewegung, das ist Stille in Handlung, der nicht-duale Zustand.

F2: Danke. Ich habe das Buch über die Selbstergründung gerade zum ersten Mal gelesen. Es ist erstaunlich, wie "logisch" die ganze Sache jetzt aussieht. Ich weiß nicht, ob das irgendwo in unseren indischen Schriften so behandelt wird, aber du hast hervorragend erklärt, wie alle acht Glieder des Yoga in der Praxis miteinander verbunden werden können. Wie konnten wir das nur übersehen?

A2: AYP ist ein frischer Blick auf altehrwürdige spirituelle Ansätze, ohne die traditionellen Grenzen und Einschränkungen. Irgendjemand musste es ja mal tun. Warum nicht wir? Und warum nicht jetzt?

Wenn wir uns mit den Lehren von Jnana und Advaita beschäftigen, stellen wir fest, dass Meditation und Yoga schon immer als Vorbereitung auf die Selbstergründung angesehen wurden. Dies findet sich sowohl in den Lehren von Ramana Maharshi als auch von Nisargadatta Maharaj, zwei Giganten des Jnana/Advaita des 20. Jahrhunderts, aber kaum in den Lehren ihrer vielen Nachfolger.

Die wunderbaren Advaita-Lehrerinnen und -Lehrer haben ein Schattenspiel gespielt: Sie sprachen und schrieben von der kompromisslosen Unveränderlichkeit der nicht-dualen Natur des Seins, während sie gleichzeitig in die andere Richtung blickten oder die Praktizierenden sogar direkt ermutigten, die systematischen Methoden des Yoga anzuwenden. Dieser widersprüchliche Ansatz hat viele Praktizierende verwirrt und sie oft zu der Annahme verleitet, dass sie die Nicht-Dualität erst "vorleben" müssen, bevor sie es wirklich können. Er führt zu dem, was wir "nicht-beziehungsvolle Selbstergründung" genannt haben, ohne beständige innere Stille (Zeuge), und zu einer Formel für den Bau von Luftschlössern in Gedankenform.

Die Wahrheit über die Verbindung von Yoga und Advaita war zwar schon immer da, wurde aber verdunkelt, vielleicht weil die Methoden der Praxis auf beiden Seiten der dualen vs. nicht-dualen philosophischen Kluft für eine große Anzahl von Menschen nicht sehr effektiv waren.

Die wenigen, die es durch diesen widersprüchlichen Ansatz schaffen, sind diejenigen, die ohnehin reif sind und bereit, vom Baum zu fallen. In der Regel unterrichten sie dann aus dieser Perspektive der Reife und empfehlen nur wenige systematische Yogapraktiken oder gar keine, wodurch die große Mehrheit der Menschen, die noch nicht reif sind, nicht erreicht wird. Das ist im Grunde eine Verleugnung dessen, was ist, zugunsten der Perspektive des Lehrers: Der sprichwörtliche vergessliche Bergsteiger (siehe Lektion 84).

Die flexibleren Advaita-Lehrer erkennen dies mit der Zeit und lehren schließlich die eine oder andere meditative Praxis, um die Lücke zu schließen, die zwischen der Mehrheit ihrer Anhänger und dem Zustand der Reife (beständiger Zeuge) klafft, der für eine effektive nicht-duale Selbstergründung notwendig ist. Weniger flexible Advaita-Lehrerinnen und -Lehrer hämmern ihren Anhängerinnen und Anhängern lediglich immer wieder Konzepte der Nicht-Dualität ein, manchmal begleitet von Schüben von Shaktipat-Energie, was ein ziemlich chaotischer Ansatz sein kann.

Bei AYP legen wir den gesamten Prozess in die Hände der Praktizierenden und stellen ihnen eine Vielzahl von Werkzeugen und Richtlinien zur Selbstabstimmung zur Verfügung. Durch den Einsatz effektiver täglicher Praktiken und den einzigartigen Erfahrungsweg des Praktizierenden, bei dem die Regulierung der Praktiken und die Messung des Fortschritts nach direkter Erfahrung und nicht nach willkürlichen externen Richtlinien erfolgt, erleben viele Menschen das natürliche Aufkommen der beziehungsvollen Selbstergründung, mit sehr fruchtbaren Ergebnissen. Mit wirksamen Werkzeugen wird es jeder für sich selbst finden. Die spirituelle Entfaltung auf dieser Grundlage ist real, wie viele bestätigt haben.

Und warum nicht? Yoga war schon immer ein ganzheitlicher erfahrungsbasierter (wissenschaftlicher) Ansatz. Es ist der widerspenstige Geist, der dazu neigt, ihn in Konzeptualisierungen von geringem Wert zu desintegrieren. Yoga ist sehr klug darin, uns über den geistigen Mischmasch hinaus zur Reife zu führen und darüber hinaus...

Der Guru ist in dir. 

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