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Fortgeschrittene Yogapraktiken Haupt-Lektionen
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Lektion 231 - Verstaubte Räume Von: Yogani Datum: Dienstag
24.08.2004 - 19:13 Uhr Neue Besucher: Es wird empfohlen, das
Archiv von Anfang an zu lesen, da die vorherigen Lektionen Voraussetzung für
diese Lektion sind. Die erste Lektion lautet: "Warum diese
Erörterung?" F:
Ich meditiere jetzt seit fünf Monaten und
in meinem Leben passiert gerade etwas Seltsames. Vorher war ich ein netter
Mensch, der auf andere zuging, ihnen half, gerne in Gruppen war, usw. Ich
hatte scheinbar gute Beziehungen zu allen und war als netter Mensch bekannt.
In letzter Zeit bin ich zu introvertiert geworden, irgendwie desinteressiert
an Menschen, ich ziehe mich zurück und meide Menschen. Auch mein Verhältnis
zu meiner Familie ist nicht besonders gut. Es herrscht eine Art
unausgesprochene Traurigkeit. Ich bin froh, mit mir selbst zu sein, aber es
ist nicht sehr angenehm, Menschen um mich herum zu haben. Die Leute
verstehen mich nicht mehr. Klingt komisch, aber seltsamerweise ist es genau
das, was passiert. Ich bin wirklich in der Klemme. Liegt es an der
Meditation? Oder ist es ein tiefes Gefühl? Hilf mir bitte. Ich möchte wieder
der liebevolle, nette Mensch sein, der ich früher war. Und
bezüglich dem technischen Teil der Meditation, sobald ich meine Zungenspitze
an den Gaumen lege, entsteht eine Art salziger Geschmack und bald habe ich
das starke Gefühl, dass ich etwas erbrechen muss und das geht so weiter, bis
ich die Zunge vom Gaumen nehme. Bitte sag mir, was ich tun soll. Möge Gott
dich segnen. A:
Danke, dass du schreibst und dich mitteilst. Du bist derselbe nette, liebevolle Mensch, und sogar noch mehr. Was
gerade passiert, ist eine Reinigung deines Nervensystems durch die Praktiken
- ein bisschen mehr, als es angenehm ist. Es handelt sich um eine
vorübergehende Störung, die korrigiert werden kann. Das deutet auf eine
Sensibilität für die Meditation und andere Praktiken hin, die du ausübst.
Diese Empfänglichkeit ist eine gute Sache. Sie bedeutet, dass sich dein
Nervensystem wirklich öffnen will. Andererseits bedeutet es auch, dass du
bei deinen Praktiken eine gute Selbstabstimmung vornehmen solltest, um
sicherzustellen, dass nicht jeden Tag so viel herauskommt. Das kann zu den
von dir genannten Symptomen führen - Zurückgezogenheit, Reizbarkeit,
schlechte Laune usw. Es kann auch körperliche Symptome geben, wie bei deinem
Kechari. Stell dir vor, du wohnst in einem großen Haus und hast
gerade einige neue Zimmer entdeckt. Sie sind voller Staub und du willst sie
putzen. Wenn du dort hinein gehst und den Besen in alle Richtungen
schwingst, wird der Staub stark aufgewirbelt und du wirst hustend
hinauslaufen. Besser ist es, ein bisschen zu kehren, den Staub aufzugreifen
und ihn nach und nach zu entsorgen. Dann können die Räume gereinigt werden,
ohne dass eine große Störung im Haus entsteht. So ist es auch mit dem
Nervensystem. Wenn wir meditieren, betreten wir neue Bereiche in unserem
Inneren, die vorher nicht so aktiv waren. Wenn wir zu viel praktizieren,
kann es sein, dass viel Staub aufgewirbelt wird. Und das kann zu
unangenehmen Symptomen, Launenhaftigkeit usw. führen. Es ist seltsam, da
dieselben Praktiken der Meditation und des Pranayama, wenn wir sie im
Gleichgewicht mit Aktivität ausführen, uns freudiger machen als zuvor. Die Lösung in deinem Fall ist, die Praktiken zu reduzieren, um eine
gute Reinigung zu gewährleisten, ohne in deinem Leben übermäßige Störungen
zu verursachen. Aber zuerst solltest du sicherstellen, dass du
nach jeder Meditation eine ausreichende Ruhephase einlegst. Mindestens 5-10
Minuten. Es ist gut, wenn du dich während dieser Zeit hinlegst. So kann sich
der "Staub"
der freigesetzten Unreinheiten während der Praxis verflüchtigen,
bevor wir in die Aktivität gehen. Wenn wir zu schnell aufstehen, kann es zu
Reizbarkeit oder Launenhaftigkeit in der Aktivität kommen. Wenn
es nicht hilft, langsamer herauszukommen, dann versuche, deine
Meditationszeit um fünf Minuten zu verkürzen. Wenn das nach ein paar Tagen
nicht funktioniert, versuche, deine Meditationszeit um weitere fünf Minuten
zu verkürzen, und so weiter. Eine Erörterung dieses Prozesses findest du in
den Lektionen #160 & #200. Wenn du in den Themenpfaden auf der Website unter
"Selbstabstimmung"
nachschaust, findest du weitere Lektionen zu diesem
Thema. Es ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die du entwickeln solltest, vor
allem wenn du eine hohe Sensibilität für Praktiken hast. Das haben wir alle
irgendwann einmal auf dem Weg zur Erleuchtung. Niemand kann die Reise
machen, ohne von Zeit zu Zeit Anpassungen in der Praxis vorzunehmen. Die
Reise zur Reinigung des Nervensystems mit Hilfe von Praktiken ist wie das
Fahren eines Autos durch eine sich verändernde Landschaft. Wir müssen
sensibel auf unsere wechselnden Erfahrungen reagieren und unsere Fahrweise
entsprechend anpassen. Komfort ist die erste Messlatte, die wir anlegen
müssen. Wenn wir uns unwohl fühlen, ist das ein Signal, unsere Praktiken
anzupassen. Eine weitere Sache, die du beachten solltest, ist die
Spinalatmung. Du hast sie nicht erwähnt. Wenn du sie nicht machst, könntest
du versuchen, sie vor jeder Meditationssitzung fünf Minuten lang zu
praktizieren und sehen, ob das deinen Gefühlen während des Tages hilft. Sie
hilft oft, wenn ein energetisches Ungleichgewicht im Nervensystem besteht.
Tatsächlich ist die Spinalatmung eines der besten Mittel gegen
Energieungleichgewichte in unserem Yoga-Werkzeugkasten. Ziehe das also auch
in Betracht. Was das Unbehagen beim Kechari (Zunge geht zurück)
angeht, so ist das auch eine Empfindlichkeit gegenüber der Praxis, bei der
eine Menge Unreinheiten herauskommen, wenn du das tust. Das ist eine gute
Sache, aber auch hier gilt, dass wir es auf eine maßvolle Art und Weise tun
sollten, die unser Leben nicht beeinträchtigt. Mit der Zeit klärt sich das
alles und wir haben reines Glückseligkeitsbewusstsein und göttliche Ekstase,
die in großen Mengen durch uns hindurchscheinen. Auf dem Weg dorthin werden
wir viele Blicke darauf erhaschen, während es allmählich zu einer
vollwertigen Realität in unserem Leben wird. Du bist die
wunderbare, liebevolle Person, die du schon immer warst. Du wirst sogar noch
mehr so sein, denn das ist deine wahre Natur. Wende einfach eine gute
Selbstabstimmung in deinen Praktiken an und ich denke, du wirst eine viel
sanftere Fahrt erleben. Hab keine Angst, mit deiner Routine zu
experimentieren, um das richtige Gleichgewicht zwischen den Praktiken und
deiner Erfahrung im Alltag zu finden. Die Reise sollte sowohl progressiv
sein als auch Spaß machen. Strebe das an... Ich wünsche dir viel
Erfolg auf deinem gewählten spirituellen Weg. Der Guru ist in
dir.
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